In der hitzigen Debatte um gendergerechte Sprache ruft Duden-Chefin Laura Neuhaus zu mehr Gelassenheit und Vielfalt auf. Wie welt.de berichtet, plädiert die promovierte Sprachwissenschaftlerin dafür, Gendern nicht auf umstrittene Sonderzeichen wie Sternchen, Doppelpunkt oder Binnen‑I zu beschränken.

Im Gespräch mit dem MDR betonte Neuhaus, die deutsche Sprache biete zahlreiche Alternativen, die sowohl sensibel als auch verständlich seien. „Man kann sich auch geschlechtsübergreifend und geschlechtssensibel mit ganz vielen anderen schönen Möglichkeiten der deutschen Sprache ausdrücken, seien es Wörter wie Mitglied, Leute, Person oder Leitung“, so die Leiterin der Duden‑Redaktion. Diese Begriffe verursachten weit weniger Polarisierung als Sonderzeichen.

Empfehlung des Rechtschreibrats

Der Duden selbst folgt den Richtlinien des Rats für deutsche Rechtschreibung. Dieser hatte bereits 2021 festgelegt, dass Sonderzeichen wie Gendersternchen oder Unterstrich nicht zum Kernbestand der deutschen Rechtschreibung gehören. Besonders im öffentlichen Bereich – an Schulen oder in Behörden – solle man daher auf diese verzichten.

Neuhaus weist darauf hin, dass sich Sprache stets wandelt: „Wir reden heute nicht mehr so, wie Goethe und Schiller miteinander gesprochen haben.“

Hintergrund: Rechtschreibrat zu Genderzeichen
2021 beschloss der Rat für deutsche Rechtschreibung, dass Genderstern, Doppelpunkt und Unterstrich nicht in das Amtliche Regelwerk aufgenommen werden. Begründung: Verständlichkeit und Lesbarkeit könnten beeinträchtigt sein, insbesondere in Schulen und Behörden.
Im Juli 2023 wurde ein Ergänzungspassus beschlossen. Genderzeichen werden nun als Sonderzeichen im Regelwerk erwähnt, gelten aber weiterhin nicht als reguläre Orthografie.