Europa im Streit – Libratus in Druck: Streitkultur statt Sprachlosigkeit
In der Diplomatischen Akademie Wien feierte das „Libratus Magazin“ seine erste Print-Ausgabe – mit einer hitzigen, aber respektvollen Debatte über Europas Spaltung. Ein Abend, der zeigte, wie sehr echter Diskurs heute gebraucht wird.
Mit der Präsentation der ersten Print-Ausgabe des Libratus Magazins in der Diplomatischen Akademie Wien wurde ein Abend gestaltet, der Journalismus, Politik und Geschichte zusammenbrachte. Unter dem Titel „Gespaltenes Europa“ diskutierten Emil Brix, Wendelin Ettmayer, Bence Bauer und Petr Drulák über die Bruchlinien des Kontinents – sachlich, kontrovers und respektvoll.
Information statt Manipulation
„Ich bin überzeugt, dass es einen enormen Bedarf an Information gibt“, sagte Walterskirchen. „Die Leser wollen informiert und nicht manipuliert werden, sie wollen Fakten und keine bloße Wiedergabe von Regierungs-Propaganda, sie wollen Journalismus und nicht Aktivismus – und sie wollen keinesfalls erzogen werden.”
Das ist die Leitidee des neuen „Libratus“-Printmagazins, und nicht zuletzt “auch einer der Gründe, warum traditionelle Medien vielfach in die Krise geraten sind und warum neue entstehen. Und darum bieten wir neben unserer Online-Ausgabe nun auch eine Print-Ausgabe an.”, so Walterskirchen. Statt Schlagzeilen setzt man auf Tiefgang und journalistische Integrität.
Europa im Streit: Ein Abend mit klaren Kanten
Unter dem Titel „Gespaltenes Europa – Perspektiven für eine neue Zusammenarbeit“ diskutierten der ehemalige Direktor der Diplomatischen Akademie Wien, Emil Brix, der frühere VP-Politiker Wendelin Ettmayer, der tschechische Politologe Petr Drulák und der Direktor des MCC aus Ungarn, Bence Bauer. Moderiert wurde der Abend von Walterskirchen selbst. Der Saal war übervoll, das Publikum engagiert, die Emotionen spürbar.
Zwischen den Diskutanten “…ging es hoch her – Stichworte EU und Ukraine-Krieg. Da kreuzten hochkarätige Diskutanten die Klinge. Dennoch war es immer fair, respektvoll und ein engagierter Austausch der Argumente. Eine Seltenheit heutzutage!”, so Walterskirchen gegenüber dem exxpress.
"Weniger Ideologie, mehr Wirklichkeitsbezug"
Die Diskussion zeigte schnell, wie unterschiedlich Europas Selbstverständnis gelesen wird – und wie klar zugleich der Wunsch nach Verständigung blieb. Emil Brix erinnerte an das „gebrochene Versprechen“ der Jahre 1989/90 und sprach von einer Erweiterung, die zwar historisch richtig, aber institutionell nie wirklich vollzogen worden sei. Brüssel, so seine Kritik, habe es versäumt, die neuen Realitäten des Ostens abzubilden: Machtzentren und Spitzenpositionen blieben bis heute westlich dominiert.
Petr Drulák verwies auf politische und mediale Mechanismen innerhalb der Union. Dabei sprach er Deutschland an, wo sogenannte „Brandmauern“ zwischen Parteien errichtet würden, und nahm bezug auf die jüngsten Vorkommnisse in Rumänien, die für ihn zeigten, dass demokratische Prozesse auch innerhalb der EU unter Druck geraten können. Aus ungarischer Sicht betonte Bence Bauer, dass Freiheit und Selbstbestimmung keine Gegensätze zur europäischen Idee seien. Ungarn wolle, so Bauer, „zu den Besten gehören“ – Teil eines Europas, das Unterschiede nicht diszipliniert, sondern anerkennt.
Wendelin Ettmayer erinnerte daran, dass Europas Geschichte immer zwischen Krieg und Frieden oszilliert habe. Verständigung, so seine Mahnung, entstehe nicht durch moralische Zuschreibungen, sondern durch Dialogfähigkeit. Framing und Moralisierung verhinderten, dass Kompromisse entstehen können – und damit auch, dass Politik wieder auf ihren Kern zurückfindet: Konflikte auszuhalten, ohne sie zu eskalieren.
Einen hochaktuellen Bezug erhielt der Abend, als die geplanten Gespräche zwischen Wladimir Putin und Donald Trump in Ungarn angesprochen wurden – verbunden mit der Frage, warum Österreich, einst Ort internationaler Vermittlung, heute keine solche Rolle mehr spielt.
Mehr über den Inhalt der Debatte ab Freitag in der Online-Ausgabe von Libratus.
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