Am 24. Juni 2025 gab der NDR bekannt, dass die ARD ihre Bemühungen zur Bekämpfung von Desinformation deutlich ausweiten wird. Mit einem neuen, senderübergreifenden Faktencheck-Netzwerk sollen gemeinsame Standards für faktenbasierte Recherchen etabliert werden. Doch trotz dieser neuen Initiative gibt es an der bisherigen Arbeit der ARD und ihrer Faktenfinder Kritik, insbesondere aufgrund von Fehlern und fragwürdigen Recherchemethoden. Der Journalist Volker Rekittke hat darüber einen ausführlichen Artikel in Connections.news veröffentlicht, wir haben das wichtigste für Sie zusammengefasst.

Das neue Faktencheck-Netzwerk

Die ARD verfolgt ein ambitioniertes Ziel: „Gemeinsame Standards für faktenbasierte Recherchen“ sollen künftig auf senderübergreifender Ebene etabliert werden. Unter der Federführung des NDR wird das Netzwerk, das neben dem ARD-„Faktenfinder“ auch die Redaktionen der Tagesschau, der ARD-Landesanstalten sowie der Deutschen Welle und des Deutschlandradios umfasst, personell verstärkt.

„Die ARD erweitert ihre Kapazitäten gegen Desinformation“, erklärte NDR-Programmdirektor Frank Beckmann bei der Ankündigung des Projekts. Hintergrund dieser Maßnahme ist unter anderem die zunehmende Verbreitung von Fehlinformationen in sozialen Medien und die Notwendigkeit, diesen entgegenzuwirken. Doch warum musste ein weiteres Netzwerk gegründet werden, wenn bereits Faktencheck-Redaktionen wie der „Faktenfinder“ der ARD, die „Faktenfüchse“ des Bayerischen Rundfunks oder die SWR3-Redaktion zur Aufklärung von Fake News existieren?

Faktenfinder unter der Lupe

Die ARD selbst sieht die Notwendigkeit für das neue Netzwerk vor allem in den veränderten politischen Verhältnissen in den USA. Die Entscheidung von Meta-CEO Mark Zuckerberg, die Zusammenarbeit mit unabhängigen Faktenprüfern in den USA zu beenden, wird als ein wichtiger Anstoß für diese Erweiterung genannt. Doch trotz dieses Vorstoßes bleibt die Frage, warum die ARD in der Vergangenheit mit Halbwahrheiten und Falschmeldungen aufgefallen ist. Bereits seit 2017 gibt es den ARD-„Faktenfinder“, doch immer wieder wurden diese selbsternannten Wahrheitshüter von der Öffentlichkeit auf Fehler hingewiesen. Die ARD verweigerte bis Redaktionsschluss eine Antwort auf die Frage, was die personelle Aufstockung der Faktenchecker kosten wird und welche Qualifikationen diese Experten mitbringen müssen.

ARD Faktencheck Netzwerk, eine Grafik von connections.news.connections.news/download

Fehlerhafte Recherchen und mangelnde Transparenz

Ein markantes Beispiel für die Schwächen der ARD-Faktenfinder war der berüchtigte Übersetzungsfehler bei der Berichterstattung über die Explosionen an den Nord-Stream-Pipelines im Februar 2023. Der US-Journalist Seymour Hersh berichtete, dass US- und norwegische Militärs die Explosionen veranlasst hätten. Doch die ARD übersetzte die Passage über die „C4 charges“ fälschlicherweise als „Sprengsätze in Form von Pflanzen“, anstatt den richtigen Begriff „platzieren“ zu verwenden. Der Absatz wurde später korrigiert.

Ein weiteres Beispiel findet man im Podcast der ARD zum Thema „Corona, Masken, Impfungen“. Hier ging es unter anderem um die invasive Beatmung von Corona-Patienten und die Frage, ob viele der offiziell als „Corona-Tote“ registrierten Personen nicht an COVID-19, sondern durch fehlerhafte Behandlung in den Krankenhäusern starben. Eine These, die vor allem von kritischen Stimmen, darunter Lungenfachärzten wie Thomas Voshaar, vertreten wurde. Diese Experten warnten, dass invasive Beatmungsmaßnahmen – die so genannte „künstliche Lunge“ – bei vielen COVID-Patienten eine hohe Sterblichkeit zur Folge hatte, da das Verfahren oft übertherapiert wurde.

Statt einen Lungenfacharzt zu Wort kommen zu lassen, der fundierte medizinische Erkenntnisse in die Diskussion eingebracht hätte, wurde im ARD-Podcast der Journalist Sebastian Leber vom „Tagesspiegel“ als „Experte“präsentiert. Leber, der sich ausdrücklich auf die „evidenzbasierte Wissenschaft“ berief, verworf die Kritik an der Beatmung als „großen Quatsch“. Er bezeichnete diejenigen, die diese Theorie vertreten, als „Verschwörungsideologen“. Dabei wurde vollkommen außer Acht gelassen, dass Studien und Fachärzte wie Voshaar die Risiken des Verfahrens seit langem thematisiert hatten.

Ein weiteres Beispiel für die mangelhafte Recherche der ARD war die Berichterstattung über ein angebliches „Geheimtreffen“ in Potsdam, das die Deportation von Millionen Menschen betraf. Die ARD übernahm ungeprüfte Quellen und gab falsche Informationen weiter, was zu einer gerichtlichen Klage und einem erfolgreichen Urteil gegen die Sender führte. Solche Fehler zeigen, wie die ARD in ihrer Berichterstattung oft alternative Perspektiven ignoriert und Fehler nicht ausreichend korrigiert.

Der wachsende Unmut über ARD und ZDF

Trotz der immensen finanziellen Mittel, die ARD und ZDF aus den Zwangsgebühren der deutschen Bürger erhalten, sinkt die Reichweite der öffentlich-rechtlichen Sender kontinuierlich. Während 2019 noch 54 Prozent der deutschen Bevölkerung die Programme der ARD nutzten, sind es 2025 nur noch 39 Prozent. Auch die Online-Reichweite der Tagesschau wächst nur geringfügig, von 13 auf 17 Prozent. Dieser Rückgang lässt sich teilweise auf die einseitige Berichterstattung während der Corona-Pandemie zurückführen.