Fall Anna: „Gericht ignorierte Widersprüche bei Tätern“ – Anwalt zum exxpress
Das Urteil im Fall Anna erschüttert das Land – der Schock sitzt tief. Alle zehn Burschen der Migrantenbande wurden freigesprochen. Anwalt Flatz erhebt gegenüber dem exxpress schwere Vorwürfe: Die Richter hätten dem Kind misstraut und Widersprüche der Angeklagten ignoriert.
Gegenüber dem exxpress zeigt sich Sascha Flatz, Anwalt des Missbrauchsopfers Anna, tief betroffen: „Die Familie und ich sind über das Urteil erschüttert“, bekennt er. „Wir können nicht verstehen, weshalb den Aussagen des Kindes in der kontradiktorischen Vernehmung nicht geglaubt wurde. Stattdessen wurde immer nur auf Widersprüche in der Aussage des Opfers hingewiesen, jedoch nicht auf die Widersprüche in den Aussagen der Angeklagten.“
Anklage wegen schwerer Sexualdelikte
Zehn Burschen im Alter von 16 bis 21 Jahren mussten sich am Wiener Landesgericht verantworten. Die Anklage lautete auf Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung (§ 205a StGB) – sexuelle Handlungen gegen den erkennbaren Willen. Zwei von ihnen waren zusätzlich wegen geschlechtlicher Nötigung (§ 202 StGB) angeklagt, also wegen sexueller Handlungen unter Anwendung von Gewalt oder Drohung. Ursprünglich stand auch schwerer sexueller Missbrauch von Unmündigen (§ 206 StGB) im Raum, doch dieser Vorwurf wurde fallengelassen: Die Richter gingen davon aus, dass die Angeklagten das Alter der damals zwölfjährigen Anna nicht erkannt hätten.
Freispruch sorgt für Empörung
Am Ende: Freispruch für alle – ein Urteil, das österreichweit für Empörung sorgt. Die Staatsanwältin sprach von klarer Angst und Instrumentalisierung des Mädchens, doch der Schöffensenat sah den Tatverdacht nicht als erwiesen an. Begründung: Die Aussagen des Kindes in der kontradiktorischen Befragung seien widersprüchlich, „teilweise vorbereitet“ und „nicht altersadäquat“ gewesen. Im Zweifel für die Angeklagten – während diese jubelnd den Gerichtssaal verließen.
Kritik an der Beweiswürdigung
Sascha Flatz kann dieses Urteil nicht nachvollziehen. Gegenüber oe24 kritisierte er: „Das Gericht hat sich auf die erste polizeiliche Aussage gestützt – die war aber viel zu kurz und völlig unvollständig. Es ist für ein Opfer fast unmöglich, einen so langen Tatzeitraum gleich beim ersten Mal vollständig zu schildern.“ Zur Bewertung der kontradiktorischen Einvernahme ergänzt er: „Das Gericht hat übersehen, dass meine Mandantin schon ihrem Ex-Freund erzählt hatte, dass sie geschlagen wurde. Der Vorfall im Hotelzimmer wurde bei der Polizei überhaupt nicht abgefragt. Trotzdem wurde immer nur auf angebliche Widersprüche des Kindes verwiesen.“
Weshalb kam es zu dem Freispruch in dem Missbrauchsprozess in #Wien? #anna #mia pic.twitter.com/7CjBcc1Z9Y
— Sascha Flatz (@sascha_flatz) September 28, 2025
„Wir reden hier von einem Kind“
Flatz weist vor allem auf das Alter seiner Mandantin hin: „Wir reden hier von einem zwölfjährigen Kind. Dass sie zu den Burschen hingegangen ist, heißt noch lange nicht, dass sie einverstanden war. Im Gutachten wurde klar festgestellt: Sie ist unreif, willensschwach und sehr schüchtern.“
„Ein Nein muss ein Nein bleiben“
Für den Anwalt hat das Urteil eine fatale Wirkung: „Ein Nein muss ein Nein bleiben. Wenn ein Mädchen am Anfang Nein sagt, kann das nicht einfach ignoriert werden, bis sie irgendwann Ja sagt. Das ist sicher nicht der Wille des Gesetzgebers gewesen. Dieses Urteil sendet eine fatale Signalwirkung nach außen.“
Mutter erhebt schwere Vorwürfe
Auch die Mutter von Anna erhebt schwere Vorwürfe. Sie fühlt sich von Justiz, Schule und Jugendamt im Stich gelassen: Monatelang habe niemand reagiert, obwohl ihre Tochter nicht mehr zur Schule ging. Im Prozess hätten die Verteidiger sogar ihre Erziehung attackiert. Für sie bedeutet der Freispruch ein zweites Trauma – und die bittere Frage: Wer schützt Kinder wirklich?
Empörung im ganzen Land
Der Freispruch hat eine Welle der Empörung ausgelöst: Politikerinnen, Journalistinnen und unzählige Bürgerinnen prangern ein „fatales Signal der falschen Toleranz“ an. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner spricht von einem Justizskandal, Krone-Journalistin Conny Bischofberger von einer „Verhöhnung des Opfers“. In den sozialen Medien formiert sich Widerstand: Österreichs Frauen fordern härtere Gesetze, konsequenten Kinderschutz – und ein klares Signal gegen Täter.
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