Fruchtbarkeitskrise: Diese externen Einflüsse stehen dem Kinderwunsch im Weg
Die Fruchtbarkeit von Männern steht zunehmend im Fokus der Medizin. Denn seit den 1970er-Jahren haben die Anzahl der Spermien weltweit deutlich abgenommen. Fachleute machen dafür ungesunde Lebensgewohnheiten, Stress und Umweltbelastungen verantwortlich.
Hoffnung gibt es dennoch. Mit einem bewussteren Lebensstil lässt sich gegensteuern, betont Julia Zimmermann, Embryologin im Kinderwunschzentrum Feldkirch.
Fruchtbarkeit sinkt nicht erst im Alter
Ab dem 40. Lebensjahr nimmt die Qualität der Spermien erfahrungsgemäß ab. Damit steigt auch das Risiko für Fehlgeburten, Fehlbildungen oder Entwicklungsstörungen. Doch immer häufiger zeigt sich, dass Männer bereits in jungen Jahren mit Einschränkungen der Zeugungsfähigkeit zu kämpfen haben. Studien belegen diesen Trend eindeutig.
Ungesunde Gewohnheiten als Risikofaktoren
Nikotin, Alkohol, Übergewicht und Dauerstress gehören zu den größten Gefahren für die männliche Fruchtbarkeit. Hinzu kommen Umweltgifte wie Pestizide oder Weichmacher sowie ungesunde Ernährung mit Transfetten aus Fast Food. Selbst Alltagsgewohnheiten wie stundenlanges Sitzen oder Hitzeeinwirkungen können die Qualität des Spermas beeinträchtigen.
Die Zahlen aus Feldkirch unterstreichen die Bedeutung des Themas: Das Kinderwunschzentrum meldete 2024 insgesamt 225 Geburten, während 422 Paare erstmals Beratung in Anspruch nahmen.
„Wer einen Kinderwunsch hat, sollte so früh wie möglich mit dem Rauchen aufhören“
Besonders gravierend wirke sich anscheinend der Tabakkonsum aus. „Wer einen Kinderwunsch hat, sollte so früh wie möglich mit dem Rauchen aufhören“, rät Zimmermann. Tabakrauch enthalte über 7.000 Substanzen, darunter Schwermetalle wie Blei und Cadmium. Untersuchungen belegen, dass Raucher doppelt so viele DNA-Schäden in den Spermien aufweisen wie Nichtraucher.
Auch Alkohol und Übergewicht stören das hormonelle Gleichgewicht. Der Östrogenspiegel steigt, während die Testosteronproduktion sinkt. Übermäßiges Körperfett begünstigt zudem die Bildung weiblicher Hormone und fördert Entzündungsprozesse – beides kann genetische Veränderungen in den Keimzellen begünstigen.
Noch nicht abschließend erforscht, aber auffällig: Erste Hinweise deuten darauf hin, dass die ständige Strahlenbelastung durch Mobiltelefone und andere elektrische Geräte, die Spermienqualität zusätzlich verschlechtern könnte.
Neue Spermien brauchen Zeit
Zimmermann erklärt, dass Verzicht auf Alkohol und Nikotin sowie ein normales Körpergewicht die Zeugungsfähigkeit deutlich verbessern können. Moderater Sport wirke sich ebenfalls günstig aus, da er den Hormonhaushalt stabilisiere und Stresshormone reduziere. Übertreibungen seien jedoch kontraproduktiv: Extremer Ausdauersport könne die Qualität sogar verschlechtern.
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