Früherer ORF NÖ-Intendant Paul Twaroch gestorben
Paul Twaroch stand ab 1978 für 20 Jahre an der Spitze des Landesstudios Niederösterreich. Er bemühte sich hartnäckig um “Grenzland”-Themen, lange vor dem Fall der Mauer. Mit 89 Jahren ist er nun gestorben. 2018 starb überraschend seine Tochter, die damalige Frankreich-Korrespondentin des ORF Eva Twaroch.
Der frühere Intendant des ORF-Landesstudios Niederösterreich, Paul Twaroch, ist am Dienstag im Alter von 89 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit in Wien gestorben. Ab 1978 stand Twaroch für 20 Jahre an der Spitze des Landesstudios, zuvor war er acht Jahre lang ORF-Generalsekretär. “Mit Paul Twaroch verliert der ORF eine Persönlichkeit, die rund drei Jahrzehnte die Geschicke des ORF mitbestimmte”, teilte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz in einer Aussendung mit.
Gerd Bacher holte Twaroch in den ORF
Twaroch wurde am 15. März 1932 in Wien geboren. Nach seiner Promotion zum Dr. jur. im Jahre 1956 arbeitete er zwischen 1958 und 1963 als Rechtsvertreter in der Finanzprokuratur der Republik Österreich. Zwischen 1963 und 1970 war Twaroch als Wirtschaftsjurist im Bundesministerium für Handel und Wiederaufbau, dem späteren Ministerium für Bauten und Technik, tätig, zuletzt als Leiter des Ministerbüros. 1970 holte ihn ORF-Generalintendant Gerd Bacher als Generalsekretär in den ORF. 1978 bis 1998 war Twaroch Landesintendant des ORF Niederösterreich. Von Jänner 2001 bis Anfang 2002 war er Vorsitzender des Österreichischen Presserates.
Als Schwerpunkte in Twarochs Amtszeit im ORF Niederösterreich wurden unter anderem die Übersiedelung des Landesstudios von Wien in die Landeshauptstadt Sankt Pölten im Jahr 1998, die Regionalisierung des Radioprogramms, die Einführung der Fernsehsendung “Niederösterreich heute” sowie das Setzen zahlreicher kultureller Aktivitäten genannt.
"Wir waren die kleine Maus, die den Eisernen Vorhang anknabberte"
Besonders gewürdigt wurde immer wieder Twarochs hartnäckiges Bemühen um “Grenzland”-Themen in einer Zeit, als von Glasnost und dem Fall der Mauer noch lange nicht die Rede war. “Wir waren die kleine Maus, die den Eisernen Vorhang anknabberte”, blickte er einmal selbst zurück. Konsequent stand er auch zu seinem Credo, dass auch mit Qualität Reichweite zu gewinnen sei. “Wir wollen nicht zuschauen, dass Österreich vermoikt, verblödelt und zerbröselt wird”, so eine seiner prägnanten Aussagen, in denen manche Kommentatoren gar “Sturheit” zu erkennen glaubten.
Nach fünf Funktionsperioden im ORF Niederösterreich wurde Monika Lindner seine Nachfolgerin. Es sei “ein Abschied ohne Wehmut”, betonte Twaroch damals. Dem niederösterreichischen Kulturleben und damit seinem “Steckenpferd Kulturpolitik” blieb er unter anderem als Publizist weiterhin verbunden. Im Mai 2000 ging er darüber hinaus für den Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) in den Österreichischen Presserat, dessen Vorsitz er von 2001 bis Anfang 2002 führte. Als profunder Kenner des Rundfunkrechts verfasst er einen Kommentar zum Rundfunkgesetz 1974, der jahrelang als Standardwerk galt.
Tochter Eva Twaroch war überraschend 2018 verstorben
Twaroch erhielt im Laufe seiner Karriere zahlreiche Preise. 1992 wurde ihm der Berufstitel Professor verliehen, 1997 erhielt er das Goldene Komturkreuz des Ehrenzeichens für Verdienste um das Bundesland NÖ sowie den Leopold Kunschak-Preis.
Als Generalsekretär und danach 20 Jahre lang als Intendant des ORF-Niederösterreich sei Twaroch “gleichermaßen prägend für den Erfolg des Unternehmens und die Arbeit der Landesstudios” gewesen, sagte ORF-Generaldirektor Wrabetz: “Er und seine viel zu früh verstorbene Tochter Eva Twaroch bleiben dem ORF unvergessen.” Eva Twaroch war zuletzt Auslandskorrespondentin des ORF in Frankreich und verstarb überraschend im Jahr 2018. (APA/Red)
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