Geburtenbilanz: Syrer, Afghanen, Iraker wachsen – Österreicher sterben aus
Die neue Bevölkerungsstatistik zeigt ein dramatisches Bild: Während die Zahl der Österreicher im Jahr 2024 um mehr als 24.000 zurückging, legten vor allem Zuwanderer aus islamisch geprägten Ländern stark zu. Der größte Geburtenüberschuss kommt von Syrern, Afghanen und Irakern. Eine stille demografische Wende ist im Gange.
Besonders stark wachsen Zuwanderergruppen aus islamisch geprägten Ländern – wie hier eine Mutter mit zwei Kindern.IMAGO/Sven Simon
Im Jahr 2024 wurden in Österreich 77.200 Kinder geboren, aber 88.500 Menschen starben. Damit ist die Geburtenbilanz – minus 11.300 – negativ. Doch diese Entwicklung trifft nicht alle gleich: Bei Österreichern ergibt sich ein Rückgang von minus -24.013 Personen. Ausländische Staatsangehörige hingegen verzeichneten ein klares Plus von +12.765 Personen.
Die Grafik zur Geburtenbilanz 2024 zeigt deutlich: Nur ganz bestimmte Gruppen wachsen – und sie haben allesamt einen Migrationshintergrund. Das geht aus den Statistischen Jahrbuch „Migration & Integration“ von Statistik Austria und dem Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) hervor.
Wer wächst – und wer nicht? Drei Gruppen dominieren
Der größte Zuwachs stammt aus einer Region, dort ist auch die Geburtenrate – mit Abstand – am höchsten, und die Sterberate am niedrigsten:
Syrer, Afghanen, Iraker: +3.803 Personen
EU-Beitrittsstaaten ab 2007 (v.a. Rumänien, Bulgarien): +3.306 Personen
Sonstige Staaten: +2.032 Personen
Ex-Jugoslawien (außerhalb der EU): +1.449 Personen
Türkei: +503 Personen
Nahezu keine Veränderung zeigt sich bei den West-EU-Staaten (EU-14, EFTA, GB): –66 Personen.
Das bedeutet: Nur Zuwanderergruppen aus Krisen- und Transformationsstaaten sorgen für Bevölkerungswachstum. Die einheimische Bevölkerung schrumpft.
Geburtenrate und Fertilität fast drei mal so hoch wie bei Österreichern
Ein Blick auf die Geburtenrate (pro 1.000 Personen) zeigt: Die alten EU-Staaten spielen demographisch praktisch keine Rolle mehr – sie bleiben unter dem Niveau der Österreicher. Dafür ist sie bei Afghanen, Syrern und Irakern drei Mal höher als bei Einheimischen.
Afghanen, Syrer, Iraker: 24,0 Prozent
Türken: 14,9 Prozent
EU-Oststaaten (ab 2007): 13,0 Prozent
Österreicher: 8,0 Prozent
EU-14, EFTA, GB: nur 4,5 Prozent
Besonders auffällig ist auch die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau (Gesamtfertilitätsrate):
Afghaninnen, Syrerinnen, Irakerinnen: 3,30 Kinder
Türkinnen: 1,80 Kinder
Frauen aus EU-Oststaaten (ab 2007): 1,79 Kinder
Frauen aus Österreich: 1,22 Kinder
West-EU-Frauen: nur 1,10 Kinder
Selbst eingebürgerte Migrantinnen bekommen weniger Kinder als ausländische Staatsbürgerinnen – aber immer noch mehr als gebürtige Österreicherinnen.
Bereits jedes 13. Kind aus islamisch geprägter Herkunft
2024 wurden in Österreich 2.742 syrische, 1.021 afghanische und 965 türkische Kinder geboren – zusammen 6,1 Prozent aller Neugeborenen. Zählt man Bosnier hinzu (1.031 Geburten), von denen viele – nicht alle – muslimisch geprägt sind, steigt der Anteil auf bis zu 7,4 Prozent muslimische Kinder.
Zum Vergleich: Nur 887 Kinder hatten deutsche Staatsbürgerschaft – weniger als Afghanen oder Türken.
Migrantinnen bekommen Kinder früher – Österreich verzögert die Mutterschaft
Nicht nur die Kinderzahl, auch das Alter bei der Geburt unterscheidet sich stark: In Österreich geborene Mütter sind im Schnitt 30,4 Jahre alt, bei im Ausland geborene Frauen beträgt das Durchschnittsalter hingegen 28,7 Jahre.
Jene Frauen, die besonders früh Mütter werden, bekommen in der Regel auch mehr Kinder, wie das Durchschnittsalter zeigt:
Afghaninnen, Syrerinnen, Irakerinnen: 26,2 Jahre
Türkinnen: 26,6 Jahre
EU-Oststaaten (ab 2007): 26,9 Jahre
Ex-Jugoslawien (außerhalb der EU): 27,4 Jahre
Demografie kippt – ohne Migration würde Österreich drastisch schrumpfen
Junge Migrantinnen mit hoher Kinderzahl prägen die Bevölkerungsentwicklung – nicht spätgebärende Österreicherinnen oder West-Europäerinnen. Der demografische Saldo – also Geburten minus Todesfälle – ist nur bei Migrantengruppen positiv. Besonders Österreicher über 50 sterben häufiger, ohne durch Geburten ersetzt zu werden. Neben Einwanderung ist also auch Reproduktion ein Hauptfaktor.
Die Zuwanderinnen der letzten 10 bis 15 Jahre sind heute im gebärfähigen Alter – und sie bekommen Kinder. Viele Österreicher hingegen nicht. Damit wird Österreichs Zukunft zunehmend von Zuwanderern geprägt. Menschen aus Afghanistan, Syrien, dem Irak und Teilen Osteuropas werden einen größeren Teil der heimischen Bevölkerung ausmachen. Wer die Augen vor dieser Realität verschließt, wird die gesellschaftlichen, bildungspolitischen und integrationspolitischen Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte nicht lösen können.
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