Vor genau sechs Monaten ist die Österreicherin Eva G. im Niger entführt worden. Ihr Sohn Christoph Gretzmacher warnte zu diesem Anlass: “Die Sicherheitslage im Sahel verschlechtert sich dramatisch.” Er bezeichnete das vergangene halbe Jahr in einer Stellungnahme als “sechs Monate Schweigen, sechs Monate diplomatische Hängepartie, sechs Monate zwischen Hoffnung und Zermürbung”. Das Außenministerium erklärte auf Anfrage, “intensiv mit der Lösung des Falls beschäftigt” zu sein.

An den IS verkauft?

Die 74-jährige Eva G. war am 11. Jänner aus ihrem Haus in der nigrischen Wüstenstadt Agadez entführt worden. Mehrere Quellen aus der Region vermuten, dass es sich bei den Entführern um Banditen handelte, die die Geisel an den “Islamischen Staat” (IS) weiterverkauft haben. Nach Information des nigrischen Infoportals Aïr Info werde die Frau vom IS in der Sahelzone (ISGS bzw. ISSP) auf malischem Staatsgebiet festgehalten. Bis heute fehle jede offizielle Bestätigung über ihren Aufenthaltsort, sagte Gretzmacher. Er berichtete außerdem über ein Video, das bestätige, dass seine Mutter gemeinsam mit einer Schweizer Geisel, die am 13. April auf gleiche Art entführt wurde, in Gefangenschaft sei.

Krisenteam vor Ort

Das Außenministerium betonte, mit einem Krisenteam “permanent vor Ort im Einsatz” zu sein. Das Team “betreibt Nachforschungen und geht allen Hinweisen mit Nachdruck nach”. Im Außenministerium selbst wurde unmittelbar nach Bekanntwerden der Entführung von Eva G. ein Krisenstab eingerichtet. Die Behörde steht nach eigenen Angaben “auf allen Ebenen im engen Austausch mit den Schweizer Behörden, der EU sowie zahlreichen weiteren Partnern und den Behörden vor Ort, ebenso mit der Familie der Entführten”. Das Außenministerium verweist aber auch darauf, dass “bei Entführungsfällen eine diskrete öffentliche Kommunikation aus Sicherheitsgründen verfolgt wird”.