Derzeit teilen sich in Wien gerade einmal 141 Schulärzte die Verantwortung für rund 264.000 Schüler. Mehr als 130 Schulen mit zusammen über 35.000 Kindern sind komplett ohne regelmäßige ärztliche Betreuung. Damit fehlen nicht nur die jährlichen Untersuchungen, sondern auch die Beratung der Schulleitung und die Unterstützung des Lehrpersonals in Gesundheitsfragen. Schulärzte schulen zudem Lehrer im Erste-Hilfe-Einsatz, betreuen chronisch kranke Kinder und sind oft die ersten Ansprechpartner, wenn psychische Probleme auftreten.

An Bundesschulen ist eine Schularztstunde pro 60 Schüler vorgesehen, in Wiens Pflichtschulen käme man – bei vollständiger Besetzung – gerade einmal auf eine Stunde pro 100 Schüler.

Mehr Belastung, weniger Zeit

Zeitdruck und Anforderungen hätten für die „Medizinerinnen und Mediziner‟ darum in den vergangenen 30 Jahren an allen Schulen zugenommen, erklärte Margit Saßhofer, Leiterin des Schulärztereferats in der Wiener Ärztekammer im Gespräch mit dem ORF.

Gleichzeitig steigt die Zahl chronischer Krankheiten: Neben Bewegungsmangel, ungesunder Ernährung und problematischem Medienkonsum sei die Zahl der Kinder mit psychischen Auffälligkeiten deutlich gestiegen. Immer mehr Schulanfänger zeigen psychiatrische Belastungen, auch Fragen der sexuellen Identität treten wesentlich häufiger auf als früher. Dazu trägt nicht zuletzt die an Österreichs Schulen forcierte Gender-Ideologie bei – ein Kurs, der gestoppt werden muss.

Stadt verweist auf Budgetprobleme

Die zuständige MA 15 räumt offene Stellen ein – aktuell fehlen 7,5 Vollzeitäquivalente. Mit höherem Gehalt kann man Ärzte für den Job jedoch nicht begeistern. „Angesichts der gegenwärtigen Budgetsituation der Stadt Wien ist eine außerordentliche Erhöhung der Gehälter von Schulärzt*innen im Pflichtschulbereich derzeit nicht möglich“, heißt es in einer Stellungnahme. Stattdessen setzt man auf multiprofessionelle Teams mit Pflegekräften oder Ergotherapeuten. Mit der Einführung sogenannter „School Nurses“ wolle man ebenfalls Abhilfe schaffen.

Veraltete Strukturen – keine digitale Datenerfassung

Neben fehlendem Personal plagen die Ärzte auch überholte Strukturen. „Dass wir arbeiten wie im vorletzten Jahrhundert“, kritisierte Saßhofer, sei ein unhaltbarer Zustand. Ein digitales System zur Erfassung von Schülergesundheitsdaten existiert bis heute nicht.Zwar haben Bildungs- und Gesundheitsministerium ein entsprechendes Programm beschlossen, doch der Nationalrat blockiert weiterhin die Umsetzung.