Was viele Besucher bereits spüren, bestätigt nun eine neue Analyse des German Council of Shopping Places (GCSP): Die Sicherheitslage in deutschen Einkaufszentren hat sich dramatisch verschärft. Im Jahr 2024 wurden 18.276 Vorfälle registriert, was einem Anstieg von 32 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Laut Verband hatten 75 Prozent der Täter einen Migrationshintergrund (2023: 73 Prozent).

Deliktzahlen schießen in die Höhe

Die Delikte reichen von 2905 Fällen mit Messern oder Werkzeugen (plus elf Prozent) über 1389 Meldungen von Drogenkonsum (plus 45 Prozent) bis hin zu 235 Verletzten unter Security, Personal und Besuchern (plus 25 Prozent). Auch Bombendrohungen, Geldautomaten-Sprengungen, Vandalismus, Bandenkriminalität und sexuelle Übergriffe nehmen zu.

GCSP-Generalsekretär Ingmar Behrens warnt vor einer „deutlich zunehmenden Aggressivität“ und einem konstant hohen Anteil an Wiederholungstätern – 35 Prozent seien mehrfach auffällig. Und: Die ersten Rückmeldungen für 2025 deuten auf eine weitere Verschärfung hin.

Sicherheitskosten explodieren – und doch fehlt konsequente Strafverfolgung

Die wachsende Gewalt hat direkte Folgen: Die Sicherheitskosten der Center stiegen 2024 um 21 Prozent auf 41 Millionen Euro. Stichschutzwesten für Sicherheitsleute, einst Ausnahme, seien laut Branchenkreisen „tendenziell zunehmend“.

Trotzdem hapert es laut Betreibern an der rechtlichen Konsequenz. Im Lagebild heißt es, häufig würden gar keine Anzeigen gestellt – und selbst wenn, lehne die Polizei die Aufnahme eines Falles teilweise ab. Der Handelsverband Deutschland (HDE) hatte bereits im Sommer Alarm geschlagen: Ladendiebstähle verursachten 2024 einen Schaden von fast drei Milliarden Euro – ein neuer Rekord.

HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth fordert spürbare Konsequenzen. Denn Ladendiebstahl sei keine Bagatelle, sondern „eine Straftat, die nicht selten mit hoher krimineller Energie ausgeführt wird.“ Strafverfahren dürften nicht länger aus Effizienzgründen eingestellt werden.

„Wir müssen diese Entwicklung offen benennen“

Für Behrens gehören die Vorfälle klar zur aktuellen Sicherheitsdebatte. „Wir müssen diese Entwicklung einfach benennen, damit sich etwas ändert“, sagt er. Einkaufszentren seien moderne Marktplätze, an denen sich Menschen sicher fühlen müssten. Er fordert waffenfreie Zonen in Innenstädten, mehr Polizeipräsenz und die „Entwaffnung bestimmter Gruppen.“

Trotz aller Alarmmeldungen schränkt der GCSP ein, dass gemessen an Millionen täglicher Besucher die Wahrscheinlichkeit eines schweren Angriffs niedrig sei. Doch jede einzelne Tat sorge für Verunsicherung – sowohl bei Kunden als auch bei Beschäftigten, die mit einem Angstgefühl hinter der Kasse sitzen.