Besonders alarmierend: Laut Krebs gebe es mittlerweile Fälle, in denen muslimische Lehrer männlichen Geschlechts ihren Kolleginnen den Handschlag verweigern – ein Verhalten, das tiefgreifende kulturelle Spannungen sichtbar mache. „Früher sind Menschen vor Extremismus geflohen. Jetzt kommen viele Menschen durch Extremismus radikalisiert zu uns und verbreiten diese Gedanken auch bei uns“, erklärt Krebs in einer Aussendung.

Missachtung gegenüber Lehrerinnen und westlichen Mitschülern

Die Situation an manchen Wiener Schulen habe sich laut dem Gewerkschafter deutlich verschärft. Immer häufiger würden Lehrerinnen von männlichen Schülern und Eltern missachtet. „Diese Missachtung reicht vom Verweigern des Handschlags bis hin zu Beschimpfungen und körperlichen Übergriffen“, sagt Krebs.

Doch die Spannungen beträfen nicht nur den Umgang mit Lehrkräften: Auch im Schulalltag unter den Jugendlichen selbst gebe es zunehmend kulturell bedingte Ausgrenzung. „Mitschüler, die aus dem westlichen Kulturkreis kommen, werden nicht als gleichwertig gesehen und bekommen diese Haltung auf unterschiedliche Art zu spüren“, so Krebs. „Zudem wird Druck auf integrationswillige, weltoffene Mitschüler aus dem eigenen Kulturkreis ausgeübt.“

Nach Ansicht des Lehrergewerkschafters sei dies ein deutliches Warnsignal dafür, dass religiös oder kulturell begründete Ablehnung westlicher Werte an Schulen immer mehr Raum einnehme.

„Unsere Werte werden abgelehnt“ – Forderung nach klaren Regeln

Laut Krebs lehnten viele dieser Schüler die Grundwerte der liberalen, demokratischen Gesellschaft ab – insbesondere die Gleichberechtigung von Frauen und Männern, die Anerkennung demokratischer Einrichtungen und den Respekt gegenüber anderen Religionen. „Vielfach werden unsere pädagogischen Prinzipien abgelehnt. Beispielsweise werden religiöse Inhalte vor die Inhalte des nach österreichischen Gesetzen vorgegebenen Lehrplans gestellt“, so Krebs weiter.

Die Folge: Wenn Schüler sich nicht an grundlegende Regeln halten, ist Unterricht nur noch eingeschränkt möglich.

Thomas Krebs (FCG) ist Wiens oberster Lehrervertreter.APA/GEORG HOCHMUTH

Gewerkschafter fordert verpflichtende Integrationsprogramme

Als Konsequenz fordert das Team rund um den fcg-Vertreter verpflichtende Integrationsprogramme – zusätzlich zu Sprachkursen und unabhängig vom Schulunterricht. „Diese Integrationsprogramme müssen außerhalb der Schule angeboten und der Besuch dieser Programme von Behörden kontrolliert werden“, fordert Krebs.

Er betont, dass Lehrer ihren Bildungsauftrag nur dann erfüllen könnten, wenn die Integrationsbereitschaft der Schüler vorhanden sei: „Wir Lehrer nehmen uns gerne der uns anvertrauten Schülern und deren Problemen an. Dafür muss aber die unbedingte Bereitschaft zur Integration vorhanden sein.“ Diese Bereitschaft zeige sich laut Krebs vor allem im Erlernen der deutschen Sprache, der Mitarbeit im Unterricht und der Anerkennung der demokratischen Grundregeln.

„Viele Flüchtlinge haben sich integriert“

Bei aller Kritik hebt der Gewerkschafter aber auch hervor, dass viele frühere Flüchtlinge Österreich als ihre neue Heimat angenommen hätten: „Viele Menschen, die in den vergangenen Jahrzehnten nach Österreich geflüchtet sind, waren überwiegend dankbar für deren Aufnahme. Das hat sich auch dadurch ausgedrückt, dass sie selbstverständlich Deutsch erlernt haben und sich in unsere liberale, demokratische Gesellschaft integriert haben.“

Krebs fordert nun, dass dieser Integrationswille wieder zur gesellschaftlichen Norm werde – und Schulen dabei nicht allein gelassen würden.