Nach den jüngsten Festnahmen mutmaßlicher Hamas-Unterstützer in Italien verdichten sich die Hinweise auf ein europaweites Netzwerk. Neue Einschätzungen aus einer WELT-Sendung und aktuelle Ermittlungsdetails zeigen, wie eng Propaganda, Spenden und Terrorfinanzierung miteinander verknüpft sind – auch mit Blick auf Österreich.

Experte warnt: Spenden finanzieren Terror

Zuletzt war der Extremismus-Experte Hans-Jakob Schindler zu Gast in einer Sendung von WELT. Seine Kernaussage: Viele Menschen spenden in gutem Glauben und finanzieren damit ungewollt Terror. Dabei spielten Organisationen mit Verbindungen in die Niederlande, Großbritannien und Österreich eine Rolle. Schindler saß selbst im Führungsrat der European Palestinian Conference und kennt die Strukturen in Europa daher sehr gut.

Ein zentrales Problem sei ein gezielt etabliertes Missverständnis: Die Hamas werde als Vertreterin der Palästinenser wahrgenommen, obwohl die Terrororganisation ausschließlich eigene Interessen verfolge. Die Hamas hat in Gaza sogar Palästinenser hingerichtet, um ihre Macht zu demonstrieren, wird in Europa aber dennoch oft als legitime Stimme angesehen. Dieses Narrativ hat die Hamas in den vergangenen zwei Jahren erfolgreich verbreitet, unter anderem über Demonstrationen, bei denen sie offen gelobt wurde.

Schindler rät daher, sich bei humanitärer Hilfe auf große Institutionen wie das Internationale Rote Kreuz zu verlassen. Zwar werden auch diese im Gazastreifen von der Hamas unter Druck gesetzt, doch die Möglichkeiten zur Zweckentfremdung von Geldern sind dort deutlich begrenzter.

Zellen, Anschlagspläne und Österreich-Bezug

Zur Sicherheitslage sagt Schindler: „Die Bedrohung besteht spätestens seit 2023.” Im November/Dezember wurde in Deutschland eine international vernetzte Hamaszelle aufgedeckt, die Verbindungen nach Tschechien, Österreich und Großbritannien unterhielt. Auch der Sohn eines Hamas-Führers soll daran beteiligt gewesen sein. Die Gruppe habe versucht, Anschläge in Deutschland zu verüben.

Die Hamas versuche seit Jahren, Zellen in Deutschland aufzubauen. Bisher seien offiziell nur zwei erkannt worden, es gebe aber sicher mehr. Vor diesem Hintergrund stellt sich auch die Frage, ob das Netzwerk in Europa insgesamt – und damit auch in Österreich – zur akuten Gefahr werden könnte.

Razzien in Italien: Millionen und Kontakte nach Österreich

Die neuen Warnungen passen zu aktuellen Ermittlungen in Italien. Im Rahmen der Operation „Domino“ wurden dort neun mutmaßliche Hamas-Unterstützer festgenommen. Insgesamt wird gegen 25 Personen ermittelt. Bei 17 Hausdurchsuchungen wurden Vermögenswerte von acht Millionen Euro sichergestellt, darunter 1,08 Millionen Euro Bargeld. Dabei wurden Vermögenswerte von acht Millionen Euro sichergestellt, darunter 1,08 Millionen Euro Bargeld. Allein 560.000 Euro davon lagen in einem Hohlraum einer Garage in Sassuolo.

Den Beschuldigten wird vorgeworfen, die Hamas über angebliche Wohltätigkeitsorganisationen mit rund sieben Millionen Euro unterstützt zu haben. Laut Ermittlern habe eine Führungsfigur, Mohammad H., zahlreiche und bedeutende Kontakte und Telefonate mit Personen in Österreich, Frankreich, Großbritannien und den Niederlanden gepflegt. Die Polizei spricht von einem weit verzweigten, international organisierten Netzwerk.

Israel begrüßte die Festnahmen als „wichtigen Schritt im Kampf gegen den Terrorismus“. Der zuständige Minister Amichai Chikli erklärte, man habe „wiederholt vor der gefährlichen Verbindung zwischen scheinbar zivilen Aktivitäten und terroristischen Infrastrukturen gewarnt”. Auch Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni dankte den beteiligten Behörden.