„Heiliges Land“ Tirol empört: Kreuze in Klassenzimmer abgehängt und weggeworfen
In einer Sportmittelschule wurden mehrere Kreuze abgehängt, beschädigt – und zwei davon sogar im Mistkübel gefunden. Eltern schlugen Alarm, die Bildungsdirektion griff ein, die Stadtpolitik ist empört.
Ausgangspunkt ist die Sportmittelschule in Wörgl. Dort fehlten in mehreren Klassen plötzlich die Kreuze an der Wand. Eltern meldeten das dem Bürgermeister – kurz darauf tauchten zwei Kreuze zerstört im Müll auf. Beim Christuskorpus waren Arme und Beine abgebrochen.
Direktor Gottfried Schneider, selbst Religionslehrer, spricht von einer Entwicklung über Jahre: Bereits vor seiner Amtszeit hätten Junglehrer in einzelnen Klassen Kreuze entfernt, weil der Anteil muslimischer Schüler bei über 70 Prozent gelegen sei. Später seien in weiteren Klassen Kreuze verschwunden. Wer sie konkret abgenommen hat, weiß offiziell niemand. Schneider gibt an, die beschädigten Kreuze seien bei ihm gelandet, er habe sie wieder zusammengeklebt, aber nicht mehr aufgehängt – berichtet die Tiroler Tageszeitung.
Gesetz ist klar: Kreuz muss hängen
Fest steht: In Tiroler Pflichtschulen ist die Rechtslage eindeutig. In jedem Klassenzimmer muss ein Kreuz hängen – unabhängig davon, wie hoch der Anteil der Schüler mit anderer Religionszugehörigkeit ist. Das bestätigt die Bildungsdirektion, die dem Direktor inzwischen eine klare Dienstanweisung erteilt hat: Die Kreuze sind wieder anzubringen.
Als Übergangslösung hat die Schule nun Kreuzbilder ausgedruckt, foliert und im A4-Format an die Wände gehängt. In einigen Klassen sind bereits wieder echte Holzkreuze vorhanden, weitere sollen folgen.
Bürgermeister: „Nicht auf Kosten der Stadt“
Wörgls Bürgermeister Michael Riedhart reagiert verärgert. Er nimmt den Direktor in die Pflicht: Ein Schulleiter müsse die gesetzliche Lage kennen und dafür sorgen, dass sie eingehalten wird. Riedhart fordert, dass neue Kreuze nicht aus dem Budget der Stadt bezahlt werden, sondern von der Schule selbst: Wer Kreuze abmontiert oder deren Entfernung duldet, solle auch für den Schaden geradestehen. Zudem will der Bürgermeister klären lassen, wer die Kreuze abgenommen hat und wie sie im Müll gelandet sind.
Muslimischer Vizebürgermeister: Kreuz war nie ein Problem
Brisant wird der Fall auch durch die Integrationsdimension. Der 1. Vizebürgermeister von Wörgl, Kayahan Kaya, hat selbst muslimische Wurzeln und war jahrelang im Integrationsbereich tätig. Er widerspricht dem Eindruck, das Kreuz sei für muslimische Familien ein Störfaktor. In all den Jahren, sagt Kaya, sei das Kreuz in den Klassen „nie ein Thema“ gewesen – weder für Christen noch für Andersgläubige. Niemand habe sich beschwert, niemand habe eine Entfernung verlangt. Umso unverständlicher sei es, dass die Kreuze plötzlich verschwunden seien und damit eine Debatte ausgelöst werde, die das Zusammenleben eher belaste als stärke.
Kaya verweist auf eine interreligiöse Dialoggruppe in Wörgl, an der Vertreter verschiedener Glaubensrichtungen teilnehmen. Man arbeite gemeinsam an Projekten, besuche Gebetshäuser und setze bewusst Zeichen des Miteinanders – etwa mit einem „Baum des Miteinanders“, der demnächst gepflanzt wird. Sein Appell: Das Verbindende stärken, nicht künstlich Konflikte erzeugen.
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