Höchste Rückfallquote Österreichs: Vorarlberg im Fokus der Justiz
Nach Jahren rückläufiger Entwicklung ist die Zahl der strafrechtlichen Verurteilungen in Vorarlberg wieder deutlich gestiegen. Gleichzeitig weist das Bundesland im österreichweiten Vergleich eine besonders hohe Quote an Rückfalltätern auf – ein Befund, der Fragen nach Wirksamkeit und Nachhaltigkeit strafrechtlicher Maßnahmen aufwirft.
Im vergangenen Jahr wurden an den Vorarlberger Gerichten insgesamt 1.823 Schuldsprüche gefällt. Das entspricht einem Anstieg von rund elf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit setzt sich Vorarlberg gegen den längerfristigen Bundestrend fallender Verurteilungszahlen.
Besonders ins Auge sticht dabei weniger die absolute Zahl, sondern die Struktur der Verurteilungen – vor allem mit Blick auf Wiederholungstaten.
Höchste Rückfallquote im Bundesvergleich
Vorarlberg weist österreichweit die höchste Rückfallquote auf. Rund 37 Prozent jener Personen, die im Jahr 2020 am Landesgericht Feldkirch verurteilt worden waren, sind mittlerweile erneut rechtskräftig verurteilt worden. In keinem der anderen Landesgerichte mit Strafzuständigkeit liegt dieser Wert höher.
Auffällig ist zudem der zeitliche Verlauf: Ein Großteil der Rückfälle erfolgt bereits nach kurzer Zeit. Viele der Betroffenen werden schon ein oder zwei Jahre nach der ersten Verurteilung wieder straffällig. Die Statistik deutet damit auf eine besonders schnelle Rückkehr in kriminelle Muster hin.
Körperverletzungen wieder häufiger
Bei den Deliktarten zeigen sich deutliche Verschiebungen. Nach mehreren Jahren rückläufiger Zahlen kam es zuletzt wieder zu mehr Verurteilungen wegen Körperverletzungsdelikten. Der Bereich der Sexualdelikte blieb hingegen auf einem konstanten Niveau. Sieben Verurteilungen wegen Vergewaltigung sowie neun Schuldsprüche wegen Missbrauchs und schweren Missbrauchs Unmündiger wurden im Jahresvergleich registriert.
Österreichweit leichte Zunahme – langfristig klarer Rückgang
Ein Blick auf die bundesweiten Daten zeigt: Im Jahr 2024 wurden in Österreich insgesamt 27.717 rechtskräftige Verurteilungen ausgesprochen. Das sind 449 mehr als im Jahr zuvor, liegen jedoch deutlich unter dem Vorkrisenniveau. 2019, im letzten Jahr vor der Pandemie, waren es noch 29.632 Verurteilungen.
Langfristig betrachtet ist der Rückgang noch deutlicher: Im Jahr 2001 wurden österreichweit 38.763 Personen rechtskräftig verurteilt. Seither ist diese Zahl um fast ein Drittel gesunken – obwohl die Bevölkerung im selben Zeitraum um rund 1,1 Millionen Menschen gewachsen ist.
Den Verurteilungen lagen 2024 insgesamt 45.958 Straftaten zugrunde – knapp vier Prozent mehr als im Jahr zuvor. Den größten Anteil machten Delikte gegen fremdes Vermögen aus. Innerhalb dieser Gruppe dominierten Diebstähle. An zweiter Stelle folgten Straftaten gegen Leib und Leben, wobei einfache und schwere Körperverletzungen rund drei Viertel dieser Deliktgruppe ausmachten.
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