In einem fast einstündigen Video verkündete Robert Marc Lehmann, einer der bekanntesten deutschen Tierschützer, seinen Rückzug aus dem Schutz von Nutz- und Haustieren. Der Meeresbiologe und Dokumentarfilmer, der durch TV-Formate und spektakuläre Undercover-Missionen bekannt wurde, will sich künftig wieder ganz dem Wildtierschutz widmen. Seine Entscheidung begründet er mit drei zentralen Punkten.

„Härter als jeder Gegner von außen“ – Kritik an eigener Szene

Lehmanns wohl härtester Vorwurf richtet sich nicht gegen die Fleischindustrie oder die Massentierhalter – deren Widerstand sei erwartbar –, sondern gegen die eigene Szene. In seinem Video spricht er von einer „zersetzenden Dynamik“ innerhalb der veganen und Tierschutz-Community, wie er sie in keiner anderen Gruppe weltweit erlebt habe. Er beschreibt ein Klima aus Misstrauen, Konkurrenzdenken und öffentlicher Diffamierung, bei dem nicht selten einzelne Worte oder kleine Fehler genutzt würden, um ganze Lebenswerke zu diskreditieren.

„Ich habe weltweit in verschiedensten Bereichen gearbeitet, aber diese Härte und diese Lust daran, sich gegenseitig fertig zu machen, habe ich so noch nie gesehen“, sagte er sinngemäß. Statt gemeinsam für Tiere einzutreten, würden interne Grabenkämpfe geführt, Spendenkonkurrenz befeuert und Menschen an ihren kleinsten Unvollkommenheiten gemessen. Für Lehmann ist das eine „negative Energie“, die ihn mehr Kraft gekostet habe als jede gefährliche Undercover-Mission. Sie habe ihn daran gehindert, seine Zeit und Energie dort einzusetzen, wo er sie für am sinnvollsten hält – bei der direkten Arbeit für Tiere.

Mentale und körperliche Belastung zu groß

Er betont auch, dass ihn die Arbeit im Umfeld der Massentierhaltung stärker mitgenommen habe als jede gefährliche Wildtier-Mission zuvor. In seinem Video schildert er Einsätze, bei denen er nur wenige Tiere retten konnte, während Hunderte zurückbleiben mussten. Diese Erlebnisse, so sagt er, hätten ihn seelisch zermürbt und über Jahre hinweg auch körperlich gezeichnet. „Ich merke, wie ich kaputt gehe, und das möchte ich nicht mehr“, erklärt er.

„Ich kann nicht allen gleichzeitig helfen“

Hinzu komme, dass er sich nicht zerreißen könne. Über die Jahre habe er ein starkes Verantwortungsgefühl für alle Tiere entwickelt – von Rindern und Schweinen bis hin zu Delfinen und Affen. Jeden Tag erreichten ihn unzählige Nachrichten und Hilferufe, verbunden mit der Erwartung, überall helfen zu können. Dieser Druck sei ins Unermessliche gestiegen und habe ihn zermürbt.