Im September 2017 tötete Hikmatullah S. in Wien-Favoriten seine Schwester Bakhti mit 28 Messerstichen, weil sie ein westliches Leben führen wollte. Sie musste Kopftuch tragen, durfte keine Freundinnen haben und sollte zwangsverheiratet werden. Der Täter erklärte später: „Ich habe Bakhti wegen unserer Kultur umgebracht“. Das Opfer war zum Zeitpunkt ihres Todes zwischen 17 und 18 Jahre alt. Die Tat löste landesweit Entsetzen aus. Hikmatullah S. wurde 2018 zu lebenslanger Haft verurteilt.

Bakhti hatte zuvor mehrfach versucht, sich gegen die strikten Vorgaben ihrer Familie zu wehren. Sie zeigte ihren Vater und Bruder der Polizei an, suchte Schutz in Kriseninterventionszentren und beim Jugendamt. Dennoch endete ihr Kampf tragisch: Am Morgen des 18. September 2017 wurde sie auf offener Straße von ihrem Bruder verfolgt und getötet.

Haft und geplante Abschiebung

Seitdem sitzt Hikmatullah S. in der Justizanstalt Krems-Stein. Dort absolvierte er 2021 eine Lehre in einem Handwerksberuf und arbeitet in der Werkstätte der Anstalt. Laut Berichten zeigt er sich hinter Gittern empathielos und jähzornig, gelegentlich auch gewalttätig gegenüber Mitinsassen. Frühere Haftkollegen beschreiben ihn als „Mafia-Capo“. Über seine Tat spricht er kaum, bezeichnet sie nun als „Unfall“ und „tragischen Vorfall“, was bei einer möglichen Überstellung nach Afghanistan problematisch werden könnte.

Der Antrag auf Abschiebung wirft massive rechtliche und ethische Fragen auf: In Afghanistan werden Ehrenmorde in der Regel gering bewertet, und die Frauenrechte sind stark eingeschränkt. Experten warnen, dass eine Rückkehr des Täters in sein Heimatland sowohl für die Gesellschaft als auch für die Opferfamilien gefährlich sein könnte.