Insgesamt 12 Mal verheiratet: Grazer Ehepaar zockt den Staat ab
Um Witwenpension zu erhalten, ließ sich ein Paar seit 1982 wiederholt verheiraten und scheiden – und cashte dabei ordentlich ab.
Sie trauten sich zwölf Mal: Ein Grazer Ehepaar steht im Verdacht, das Scheidungsrecht durch wiederholtes Heiraten und Sich-scheiden-lassen über 35 Jahre hinweg missbraucht zu haben. Eine heute 73-jährige Frau ließ sich insgesamt zwölf Mal verheiraten und wieder scheiden, um ihren Anspruch auf Witwenpension zu erhalten. Der Schaden beläuft sich auf mehr als 326.000 Euro.
Abwechselnd Witwenpension und -abfertigung bezogen
Die heute 73-jährige Witwe hatte ihren zweiten Mann im Jahr 1982 erstmals geheiratet. Sie ließ sich von ihm sechs Jahre später erstmals wieder scheiden. Damit hatte sie wieder Anspruch auf eine Witwenpension. Das in der gesamten Zeit stets im gemeinsamen Haushalt lebende Paar praktizierte diese Vorgehensweise bis 2022 weitere elf Mal. Dabei wurde der Frau nach Einhaltung einer Wartezeit von zweieinhalb Jahren jeweils wechselweise die gesetzlich zustehende Witwenpension – in Höhe des 2,5-fachen Jahresbezugs der Witwenpension – ausbezahlt.
Nach der letzten „Scheidung“ im Mai 2022 verweigerte die Pensionsversicherungsanstalt die erneute Auszahlung der Witwenpension.
„Vorzeigeehe geführt“
Laut Polizei hat sich der strafrechtlich relevante Verdacht bestätigt, dass das Pensionistenpaar diese Vorgehensweise bewusst wählte, um sich aus den steuerbegünstigten Zuwendungen einen finanziellen Vorteil zu verschaffen. Die beiden haben über mehr als drei Jahrzehnte hinweg zu keinem Zeitpunkt tatsächlich getrennt gelebt und eine “Vorzeigeehe” geführt. Das Umfeld soll das wiederholte Heiraten und die Scheidungen überhaupt nicht mitbekommen haben.
Das aktuell verheiratete Paar zeigte sich laut Polizei nicht geständig und verweigerte die Aussagen. Der entstandene Gesamtschaden zum Nachteil der Pensionsversicherungsanstalt wurde mit mehr als 326.000 Euro beziffert. Das Ehepaar wird wegen des strafrechtlichen Verdachts des schweren gewerbsmäßigen Betrugs an die Staatsanwaltschaft Graz angezeigt.
Laut der Landespolizeidirektion Steiermark setzt die Polizei mit der Einführung einer eigenen “Task Force SOLBE” bundesweit auf verstärkte Bekämpfung des Sozialleistungsbetrugs. In der Steiermark wurde in den vergangenen zehn Jahren beinahe eine Versiebenfachung dieser Delikte festgestellt (2014: 55; 2023: 371). (APA / Red.)
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