Die Aussagen der jungen Frau, die als Kind an sechs IS-Kämpfer verkauft wurde, erschüttern selbst erfahrene Ermittler. Vor Gericht schilderte sie die Gewalt, die der sogenannte Islamische Staat seinen Opfern antat – eine Gewalt, die für zwei jesidische Mädchen zum Alltag wurde, wie stern.de und Heute berichten.

„Gekauft, verspottet, vergewaltigt“

Vor dem Oberlandesgericht München begann der Prozess gegen ein irakisches Ehepaar, das laut Generalbundesanwalt der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) angehören soll. Die Anklage lautet auf Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die Opfer: zwei jesidische Mädchen, eines heute 20 Jahre alt.

Die junge Frau sagte am Mittwoch erstmals aus. Ihre Befragung ist auf vier Tage angesetzt, berichtet stern.de. Was sie schildert, ist der Albtraum eines Kindes im Machtbereich der Terrormiliz. Sie sei von „sechs Männern gekauft und verkauft“ worden, erklärte die 20-Jährige. Als das Gericht fragte, ob der Angeklagte einer dieser Männer gewesen sei, brach sie in Tränen aus. Sie könne ihn „nicht ansehen“.

Beim Kauf habe der Iraker sie genau gemustert. Dabei sollen seine IS-Gefährten das Kind verspottet haben: „Kaufe sie, sie ist noch nicht vergewaltigt worden.“

Haushalt am Tag, Vergewaltigung in der Nacht

Was nach dem Kauf folgte, beschreibt die junge Frau als Leben in einem Albtraum. Tagsüber musste sie den Haushalt erledigen, nachts wurde sie vergewaltigt. Auch das zweite Opfer, das noch jünger war, musste dasselbe durchmachen. Der Angeklagte soll die Mädchen zudem regelmäßig mit einem Stock geschlagen haben.

Der Verdacht: Jahre in Deutschland, dann zum IS

Besonders explosiv ist ein weiterer Aspekt der Anklage: Der Iraker soll bereits mehr als zehn Jahre als Asylbewerber in Deutschland gelebt haben. Von Integration könne jedoch keine Rede sein, heißt es im Umfeld der Ermittler.

Im Jahr 2015 soll er in seine Heimat gereist sein – mit dem Ziel, sich dort dem IS anzuschließen. Nach Informationen der Bundesanwaltschaft spielte er in der Terrorherrschaft eine aktive Rolle.