Quellen aus dem Umfeld der Hamas gaben an, dass Israel aufgefordert worden sei, Karten und einen Zeitplan für den Rückzug vorzulegen. Internationale Vermittler sollen die Umsetzung überwachen. US-Außenminister Antony Blinken erklärte in Washington: „In diesem Moment, während wir hier sitzen, warten wir auf das letzte Wort der Hamas über ihre Zustimmung.“ Er zeigte sich zuversichtlich, dass eine Einigung erzielt werde, ließ jedoch offen, ob dies noch vor der Amtseinführung von Donald Trump als US-Präsident am kommenden Montag geschehen werde.

Arabische Unterhändler, die von der Times of Israel zitiert wurden, spekulierten, dass die Einigung heute oder am Donnerstag in Form einer gemeinsamen Erklärung der USA, Katars und Ägyptens bekanntgegeben werden könnte. Diese Länder vermitteln zwischen Israel und der Hamas, da direkte Verhandlungen nicht stattfinden.

Demonstrationen für und gegen den Deal

In Tel Aviv versammelten sich am Abend Tausende, die darauf hoffen, dass die Hamas dem Entwurf einer Vereinbarung zustimmt. Diese sieht unter anderem die Freilassung von Geiseln der Hamas im Austausch gegen palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen vor. In Jerusalem hingegen protestierten Hunderte gegen einen solchen Deal. Ein Teilnehmer sagte: „Ein freigelassener Terrorist ist der Mörder von morgen.“

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu beriet sich laut der Times of Israel mit dem Verhandlungsteam sowie Mitgliedern des Sicherheitsapparats. Die Gespräche in Doha würden die ganze Nacht hindurch fortgesetzt, teilte sein Büro mit. Familien der Geiseln würden so bald wie möglich über den Stand der Verhandlungen informiert. Eine Einigung müsse vom Sicherheitskabinett und der gesamten Regierung gebilligt werden.

Geiseln im Fokus

Laut dem Wall Street Journal bereiten sich israelische Krankenhäuser und medizinische Teams auf die Behandlung der Geiseln vor, die bei einer Einigung freikommen sollen. Viele der am 7. Oktober 2023 nach Gaza verschleppten Geiseln befänden sich vermutlich in schlechter körperlicher und psychischer Verfassung.

Ein israelischer Regierungsvertreter betonte, Ziel sei es, alle 98 Geiseln zurückzuholen. Allerdings sei unklar, wie viele von ihnen noch leben. Unter den Entführten befinden sich auch Menschen mit doppelter Staatsbürgerschaft, darunter Deutsche.

Die geplante Waffenruhe solle zunächst auf etwa 42 Tage begrenzt sein. Die Freilassung der Geiseln werde vermutlich über Wochen erfolgen. In einer ersten Phase sollen 33 „humanitäre Fälle“ freikommen, darunter Frauen, Kinder, ältere Menschen über 50 Jahre sowie Verletzte und Kranke. Nach Angaben eines Informanten seien die meisten Geiseln noch am Leben.

Unter den Geiseln findet sich auch die Familie Bibas: „Shiri Bibas, 32, und ihre beiden Jungen, Ariel, 4, und Kfir, damals 9 Monate, wurden am 7. Oktober von Hamas-Terroristen aus ihrem Haus im Kibbuz Nir Oz entführt. Ihr Ehemann, Yarden Bibas, 34, wurde separat als Geisel genommen“, berichtete Times of Israel. Mittlerweile verbrachte Kfir seinen ersten Geburtstag in Gefangenschaft.

Details des Abkommens

Laut einem Bericht des britischen Senders BBC sollen beide Seiten vereinbart haben, dass die Hamas am ersten Tag drei Geiseln freilässt. Danach würde die israelische Armee mit dem Rückzug aus bewohnten Gebieten des Gazastreifens beginnen. Sieben Tage später solle die Hamas vier weitere Geiseln freilassen. Israel würde gleichzeitig Vertriebenen im Süden des Gazastreifens erlauben, zu Fuß über die Küstenstraße in den Norden zurückzukehren.

Israel habe sich auch dazu bereiterklärt, etwa 1.000 palästinensische Häftlinge freizulassen, darunter rund 190, die Haftstrafen von 15 Jahren oder mehr verbüßten, so die BBC. Auch nach Beginn der Waffenruhe sollen israelische Soldaten in einer Pufferzone am Rand des Gazastreifens verbleiben, um die Sicherheit der Grenzorte zu gewährleisten.

Am 16. Tag der Umsetzung würden Verhandlungen über die zweite Phase beginnen. Ziel sei es, die verbleibenden Geiseln freizulassen und die israelischen Truppen vollständig abzuziehen. Erst in der dritten Phase solle der Krieg endgültig beendet werden. „Wir werden Gaza nicht verlassen, bevor alle Geiseln zu Hause sind“, betonte der Regierungsvertreter.

(Der Artikel erschien zuerst bei unserem Partner-Portal Nius.)

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