Die Insassen verbrachten die Nacht auf den Gängen der Haftanstalt, nachdem sie sich geweigert hatten, in ihre Zellen zurückzukehren. Zur Eindämmung der Proteste waren zahlreiche Bedienstete des Justizvollzugs im Einsatz, unterstützt von Beamten aus anderen Gefängnissen der Region sowie von der Polizei.

Sorge wegen überfüllter Strafanstalten

Auslöser der Unruhen soll ein Häftling gewesen sein, der angab, einen Zahnstocher verschluckt zu haben, und eine Einweisung ins Krankenhaus verlangte. Die Ablehnung der Verlegung führte offenbar zu der Protestaktion in dem Trakt. Die betroffenen Insassen sollen nun vorübergehend auf andere Abteilungen verteilt werden, bis die Räumlichkeiten wieder nutzbar sind. Eine Verlegung in andere Gefängnisse der Region ist wegen fehlender freier Plätze nicht möglich.

Zu Protesten kam es auch in den Strafanstalten der sizilianischen Stadt Syrakus sowie in Fermo in der Adriaküstenregion Marken. Im Gefängnis von Fermo legten Häftlinge Feuer. Nach dem Öffnen der Zelle bedrohten zwei Gefangene das Personal rund 45 Minuten lang mit einer Rasierklinge und hielten dabei einen Inspektor der Justizvollzugspolizei fest. Erst nach längeren Verhandlungen und dem Einsatz mehrerer Beamter konnte die Lage unter Kontrolle gebracht werden.

Die Gewerkschaft der italienischen Gefängnisaufseher zeigte sich angesichts der Situation in den chronisch überlasteten Strafanstalten des Landes besorgt. Sie beklagte “kritische Vorfälle, die durch den Verlust der Kontrolle über Haftbereiche gekennzeichnet sind”. Es sei schwierig, allein mit disziplinarischen Sanktionen oder strafrechtlichen Maßnahmen die Lage unter Kontrolle zu halten.

Proteste gab es dieses Jahr auch in Mailand. Damals wurde die Freilassung von Pro-Palästina-Demonstranten gefordert.IMAGO/ZUMA Press