Italien gibt grünes Licht: Alkoholfreier Wein kommt
EU-weit gelten neue Kennzeichnungsregeln, nun zieht auch Italien nach. Ein Regierungserlass schafft Rechtssicherheit für Produktion, Steuern und Vertrieb – und öffnet der Weinbranche einen wachsenden Markt.
Alkoholfreier Wein ist längst kein Nischenprodukt mehr – nun kommt auch Bewegung in die rechtlichen Rahmenbedingungen. Italien hat mit einem Regierungserlass den Weg für alkoholfreien Wein freigemacht und damit Klarheit für Produzenten geschaffen. Gleichzeitig hat sich die EU auf neue, einheitliche Kennzeichnungsregelngeeinigt.
Italien schafft Rechtssicherheit
Mit der Unterzeichnung eines Erlasses durch das Finanz- und das Landwirtschaftsministerium ist in Italien erstmals klar geregelt, wie alkoholfreier Wein produziert, gelagert und vertrieben werden darf. Das Regelwerk betrifft Getränke mit einem Alkoholgehalt von bis zu 0,5 Prozent und legt unter anderem Verbrauchsteuern, Genehmigungen und administrative Pflichten fest.
Unterschieden wird dabei nach Produktionsmengen – über oder unter 1.000 Hektoliter pro Jahr. Für viele Weingüter ist das ein entscheidender Schritt: Laufende Pilotprojekte können nun offiziell umgesetzt werden. Branchenvertreter sprechen von einer überfälligen Wende, da die Nachfrage vor allem im Ausland stark wächst. Auch die Fachmesse Vinitaly in Verona reagierte bereits: 2025 öffnete sie sich erstmals ausdrücklich für No- und Low-Alcohol-Weinprodukte.
EU regelt erstmals klar die Bezeichnungen
Parallel dazu hat sich die EU auf neue Kennzeichnungsstandards geeinigt. Künftig darf Wein als „alkoholfrei“ mit dem Zusatz „0,0 %“ gekennzeichnet werden, wenn der Alkoholgehalt höchstens 0,05 Volumenprozent beträgt. Liegt er zwischen 0,05 und 0,5 Prozent, darf das Produkt weiterhin „alkoholfrei“ heißen – allerdings ohne den Zusatz „0,0 %“.
Getränke, deren Alkoholgehalt um mindestens 30 Prozent reduziert wurde und die über 0,5 Prozent liegen, müssen künftig als „alkoholreduziert“ bezeichnet werden. Ziel ist mehr Transparenz für Konsumenten und einheitliche Regeln im Binnenmarkt.
Trendprodukt mit Wachstum
Alkoholfreie Weine gewinnen vor allem bei jüngeren Zielgruppen an Bedeutung. In Österreich liegt der Marktanteil derzeit bei zwei bis vier Prozent, mit steigender Tendenz. Auch die Weinwirtschaft sieht darin weniger eine Bedrohung als eine Ergänzung zum klassischen Sortiment.
Italiens Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida spricht von neuen Chancen für den Sektor. Der Chef des Winzerverbands UIV, Paolo Castelletti, nennt den Erlass eine „Wende“. Besonders geeignet für alkoholfreie Varianten seien laut Winzer Lamberto Frescobaldi perlende Weißweine wie Prosecco, für die international eine wachsende Nachfrage bestehe.
Kommentare