Die Razzia wurde von der Finanzpolizei in Rom, Spezialfahndern in Marseille sowie dem Münchner Dezernat für Wirtschaftskriminalität durchgeführt. Europol koordinierte den Einsatz. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Marseille richteten sich die Ermittlungen gegen eine Gruppierung, die zur Camorra gehört.

Geldströme über Tarnfirmen und falsche Geschäftszweige

Die Bande nutzte ein Netzwerk von Firmenkonstrukten in Italien, Frankreich, Deutschland und Tunesien. Um illegale Einnahmen zu verschleiern, gaben sie Einkünfte aus angeblich seriösen Branchen wie Bauwesen, Autohandel und Aluminiumproduktion an. Das kriminelle Kapital wurde anschließend in Frankreich über offiziell registrierte Unternehmen in Immobiliengeschäfte gelenkt.

Beschlagnahmungen an der Côte d’Azur

So gelangte schmutziges Geld in den französischen Immobilienmarkt. An der Côte d’Azur beschlagnahmten die Behörden ein Haus, vier Wohnungen und elf Parkplätze – zusammen im Wert von mehr als zweieinhalb Millionen Euro. In Südfrankreich nahmen die Ermittler zudem einen Verdächtigen fest.

Welche Summen die Mafia insgesamt über dieses System gewaschen hat und welche Rolle die in Deutschland gegründeten Firmen genau spielten, blieb zunächst offen. Von Festnahmen in Deutschland war vorerst keine Rede.

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Die Camorra – ein global vernetztes Syndikat

Die Camorra zählt zu den mächtigsten Mafia-Organisationen Italiens. Ihre Basis liegt in Neapel und der Region Kampanien. Anders als die sizilianische Cosa Nostra ist sie weniger hierarchisch organisiert, sondern in zahlreiche Clans aufgeteilt, die teils miteinander konkurrieren. Das Spektrum ihrer kriminellen Aktivitäten umfasst vor allem Drogen- und Waffenhandel, sowie Schutzgelderpressung.