Der Einladungstext lautete:

„Liebe Feuerwehrangehörige! Ihr wollt Euren Beitrag für Frauen leisten? Eine Möglichkeit: die eigene Rolle reflektieren! Anlässlich des Internationalen Frauentages möchten wir Euch deshalb dazu einladen, dies im Mai, während der Diversitätstage, bei folgender Veranstaltung (Fortbildung) zu tun (…). Es braucht Euch, Männer – ein Dialog für alle! ‚Männer nehm’n in Arm, Männer geben Geborgenheit, Männer weinen heimlich, Männer brauchen viel Zärtlichkeit.‘ Was Herbert Grönemeyer schon vor Jahren besang, wollen wir uns am 28. Mai von 15.30 bis 17.30 Uhr im großen Saal in Mitte genauer anschauen – Männlichkeit. Ziel ist es, den Austausch zwischen Männern und Frauen und allen Geschlechtern zu fördern, um eine diskriminierungsfreie und nachhaltige Arbeitswelt und Zukunft zu gestalten. Christoph May wird über männliche Privilegien und darüber sprechen, wie sich Männer aktiv in die Debatte um Gleichberechtigung einbringen können, damit unsere Erfahrungen, Erzählungen und Beziehungen künftig diverser sind als je zuvor (…). Im Auftrag, Team Diversität und Kulturwandel.“

Die Einladung setzt offenbar voraus, dass der Name Christoph May allen bekannt ist. Tatsächlich ist der Referent jedoch vor allem in feministischen Kreisen aktiv. May betreibt ein „Institut für kritische Männerforschung“ – und bietet Schulungen zu „toxischer Männlichkeit“ an. Seine Dienstleistungen richten sich an Unternehmen, Universitäten und Organisationen.

Fehlende Ressourcen für Feuerwehrausbildung

Die Berliner Feuerwehr besteht größtenteils aus Männern, die tagtäglich unter widrigen Bedingungen arbeiten. Einsatzkräfte transportieren Verletzte aus unzugänglichen Bereichen, retten Menschen aus brennenden Gebäuden und setzen sich dabei erheblichen Gefahren aus. Dabei kann es durchaus eine raue Atmosphäre geben, was jedoch nicht mit abwertendem Verhalten gegenüber Frauen gleichzusetzen ist.

Die Feuerwehr ist dabei chronisch unterfinanziert und hat mit einem riesigen Arbeitspensum zu kämpfen. Wie der Blaulichtreporter Axel Lier von der B.Z./Bild berichtet, gab es im ersten Quartal des Jahres mehrere Tage, an denen mehr als 1.000 Rettungsdiensteinsätze und dutzende Brände verzeichnet wurden.

Screenshot/X / Reporter_Flash

Viele Feuerwehrleute sehen das Seminar als fragwürdige Priorität, heißt es in der Berliner Zeitung. Während Fortbildungen zur Brandbekämpfung aufgrund fehlender Gelder und Personalmangels oft nicht stattfinden können, soll nun Zeit für eine Diskussion über Männlichkeitsbilder eingeräumt werden. Dass dafür Arbeitszeit aufgewendet werden soll, sorgt bei vielen Einsatzkräften für Unverständnis.

Das Einladungsschreiben ist unterzeichnet vom „Team Diversität und Kulturwandel“

Die Diskussion um Diversität und Inklusion (DEI) hat längst auch Feuerwehren weltweit erreicht. In den USA gibt es Berichte darüber, dass Stellenbesetzungen in Feuerwehreinheiten zunehmend nach Diversitätskriterien erfolgen. Kritiker befürchten, dass dabei weniger Augenmerk auf körperliche und fachliche Qualifikationen gelegt wird, was die Effektivität der Brandbekämpfung beeinträchtigen könnte. In Kalifornien und anderen von Waldbränden betroffenen Bundesstaaten wurden bereits Stimmen laut, die DEI-Programme für mangelnde Einsatzfähigkeit und sinkende Standards in der Feuerwehr mitverantwortlich machen.

Dieser Beitrag ist ursprünglich bei unserem Partner-Portal NIUS erschienen.

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