Es wurde getanzt, gelacht, Party gemacht – und auch an die Opfer des Grazer Amokläufers gedacht. Vom Wiener Rathaus – dieses markiert den Start der „Pride Parade“ – bis zum Ende des Parlaments verzichteten die Partybusse und -LKWs auf Musik, die ungefähr 300.000 Teilnehmer gingen in Stille über den Ring. Der sonst bunte Zug spannte ein schwarzes Trauerbanner mit der weißen Aufschrift „Unsere Herzen sind in Graz“. Kaum vorbei am Hohen Haus, wurde die von der Stadt Wien mit 651.000 Euro finanzierte Veranstaltung lautstark wie gewohnt fortgesetzt.

Was besonders auffällig war: Die Regenbogenparade ist durch und durch kommerzialisiert – sie ist ein reiner Schaulauf für Unternehmen, Marken und Parteien. Nacheinander präsentieren sich die einzelnen Firmen und Gruppen: Sie rollen hintereinander an in Partyautos, -bussen und sogar -LKWs. Ob sie die „Pride Parade“ aus echter Überzeugung unterstützen, oder ob es sich um „pink washing“, also reine Werbe- und Marketingstrategie handelt, bleibt offen.

Zwischen Rathaus und Parlament wurde an die Opfer des Grazer Schul-Amoklaufs gedacht.APA/MAX SLOVENCIK

Grüne mit Party-Bus dabei

Der ausgelassene Zug wurde angeführt von einem großen Bus des Vereins HOSI (Homosexuellen Initiative Wien), der in den Jahren 2020 bis 2025 über 1,5 Millionen Euro Förderung von der Stadt Wien erhielt (der Exxpress berichtete). Die größte LGBTIQ-Interessenvertretung in Österreich veranstaltet jährlich die „Pride Parade“.

Auch die Wiener Antidiskriminierungsstelle für LGBTIQ-Angelegenheiten (WASt) war mit großer Aufwartung dabei. Sie erhielt in den Jahren 2019, 2021 und 2022 insgesamt über 2 Millionen Euro von der MA 13 und MA 17.

Die Grünen fuhren mit einem Riesen-Partybus voll feiernder Menschen auf und verteilten Papier-Fächer. Auch die SPÖ war vertreten, allerdings mit einem sehr kleinen Fahrgerät. Andere Parteien konnte der Exxpress nicht ausfindig machen. Die NEOS hatten einen Stand im „Pride Village“ vor dem Wiener Rathaus.

Nivea, S-Budget, Post, ÖBB: alle dabei

Mit Fahrzeugen über den Ring rollend waren darüber hinaus die SPÖ-nahe Arbeiterkammer Wien, die zur Stadt Wien gehörende Wien Energie, der Wiener Gesundheitsverbund oder die Wiener Städtische. Für ein Werbevideo im Jänner kooperierte die Versicherungsgesellschaft mit dem queeren Verein „RosaLilaPantherInnen“. Dieser betreibt eine digitale Beratungsstelle für Jugendliche, die denken, dass sie queer sein könnten.

Andere auf der „Pride Parade“ vertretene Unternehmen: Nivea, got2be, NYX, „S-Budget“ von Spar, die Post oder die ÖBB, um einige zu nennen.

„Marsch fürn Arsch“ macht Parallel-Demo

Während sich Firmen und Konzerne der Stadt Wien auf dem Ring sonnten, fand in der Wiener Innenstadt eine Parallel-Demonstration mit wenigen hundert Teilnehmern statt: der „Marsch fürn Arsch“. Dieser hat es besonders auf Lebensschützer und „christliche Fundamentalist*innen“ abgesehen und empört mit einem Bild, dass eine queere Person zeigt, die einen kleinen Mann mit Österreich-Fahne und Kreuz in der Faust hält. „Marsch fürn Arsch“ wird organisiert von der queerfeministische Gruppe „Furia“, die sich auf ihrem Instagram-Account als „intersektional, antikapitalistisch und antiimperialistisch“ bezeichnet.

Aus der Einstimmungs-Rede eines Teilnehmers zu Beginn des Protests geht hervor, dass den Demonstranten die „Pride Parade“ zu kommerziell ist und sie deshalb den Gegenmarsch im 1. Bezirk veranstalten. Am Ende der Rede wurde kräftig mit Fahnen geschwungen – darunter auch Antifa-Flaggen –, und der Schlachtruf „Alerta, alerta queerfeminista“ hallte über den Stephansplatz. Der Spruch leitet sich ab von der Parole „Alerta, alterta, antifascista!“, was so viel bedeutet wie „Achtung, Achtung, Antifaschist!“. Der Ruf ertönt häufig bei Aktionen linker bis linksextremer Gruppierungen.

Mit dabei: die „revolutionären Kommunisten“

Nochmal zurück zur „Pride Parade“: Unter den aufmarschierenden Unternehmen, Firmen und Parteien waren auch „Queers für Palestine“ vertreten – allerdings in sehr mickriger Formation, ganz ohne Fahrgerät. Diese Gruppe ist Teil der RKP Wien – der Revolutionären Kommunistischen Partei Wien, die sich im November 2024 neu gründete.

Die „Pride Parade“ ist ein langer Zug: Er startete um 12 Uhr beim Rathaus mit dem ersten Wagen der Initiative HOSI. Der letzte Verein begann seine Runde um den Ring um circa 14:30 Uhr. Schlusslicht bildeten viele, ganz in Orange gestrichene Fahrzeuge. Diese gehörten nicht mehr zur „Pride“ – sondern zur Arbeiterklasse, die hinter der ausgelassenen Schar aufräumen und die Straße waschen musste: die MA 48.