Leben im All jetzt doch möglich?
Ein neue Studie bringt Wissenschafter zum Staunen.
Moose sind einfache, aber extrem widerstandsfähige Pflanzen – und eine neue Untersuchung zeigt nun, wie weit diese Belastbarkeit tatsächlich reicht. Ein japanisches Forschungsteam brachte Sporen der Art Physcomitrium patens über neun Monate an der Außenseite der Internationalen Raumstation ISS an. Dort waren sie kosmischer Strahlung, starken Temperaturschwankungen und dem Vakuum des Weltalls ausgesetzt. Nach der Rückkehr zur Erde keimten mehr als 80 Prozent der Proben problemlos aus. Die Botanikerin Martina Pöltl, die mit ORF Wissen über die Studie sprach, nennt die Robustheit der Sporen „beeindruckend“.
Warum Moose so hart im Nehmen sind
Moose besitzen keine echten Wurzeln und auch keine Gefäße für Wasser- oder Nährstofftransport. Pöltl erklärt, dass sie dadurch vollständig auf die Feuchtigkeit in ihrer Umgebung angewiesen sind. Sie nehmen Wasser direkt über ihre Blätter auf und können bei Trockenheit in einen „Stand-by“-Zustand wechseln, bis wieder genug Feuchtigkeit verfügbar ist. Auch ihre Sporen verfügen über diesen Ruhemodus: Laut Pöltl können etwa Ackermoose bis zu 50 Jahre im Boden überdauern, bevor sie erneut auskeimen.
Extremtest im All
Wie iScience berichtete, überstanden die Sporen an der ISS selbst die extremen Bedingungen des Weltalls. Die sporenproduzierenden Strukturen – sogenannte Sporophyten – hielten der kosmischen Strahlung und dem Temperaturstress stand und wuchsen nach der Rückkehr erfolgreich weiter. Für Forschung und Naturschutz könnte dieses Wissen wertvoll sein. Pöltl betont, dass es hilft abzuschätzen, ob geschwächte Moospopulationen sich aus verbliebenen Sporen regenerieren können oder ob zusätzliche Maßnahmen nötig sind.
Bedeutung für Umwelt und Alltag
Moose spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem: Sie speichern große Mengen Kohlenstoff, bieten Lebensraum für Kleinstlebewesen, tragen zur Bodenbildung bei und stabilisieren den Wasserhaushalt. Trotz ihrer erstaunlichen Widerstandsfähigkeit seien sie jedoch keine Option als Astronautennahrung, sagt Pöltl. Manche Arten schmecken zwar nach Gurke oder Pfeffer, wachsen aber zu langsam und lassen sich schwer im großen Stil kultivieren.
Die Erkenntnisse der Weltraumstudie zeigen damit vor allem eines: Die unscheinbaren Pflanzen sind hartnäckiger, als es ihr zarter Anblick vermuten lässt – und ihr Überlebenswillen liefert wichtige Einblicke für Wissenschaft und Naturschutz.
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