Luxus unter Verdacht: Loro Piana wegen Ausbeutung unter Justizaufsicht
Chinesische Werkstätten, Strohfirma und Schwarzarbeit: Das Edel-Label der LVMH-Gruppe soll Arbeiter in Italien systematisch ausgebeutet haben – trotz branchenweiter Abkommen gegen Missstände. Ein Gericht greift nun durch.
LVMH (Moët Hennessy Louis Vuitton) ist der weltweit größte Luxusgüterkonzern mit Sitz in Paris. Unter seinem Dach vereint er mehr als 75 renommierte Marken – darunter Louis Vuitton, Dior, Fendi, Moët & Chandon und TAG HeuerIMAGO/ABACAPRESS
Ein Mailänder Gericht hat das Luxus-Modeunternehmen Loro Piana, das zur französischen LVMH-Gruppe gehört, unter gerichtliche Aufsicht gestellt. Grund dafür sind schwere Vorwürfe der Ausbeutung von Arbeitskräften in der Lieferkette. Die Maßnahme gilt zunächst für ein Jahr, wie aus einem Gerichtsbeschluss hervorgeht.
Dem Urteil zufolge hat Loro Piana Teile seiner Produktion über zwei sogenannte Strohfirma ohne eigene Fertigungskapazitäten an chinesisch geführte Werkstätten in Italien ausgelagert, in denen Arbeitskräfte ausgebeutet wurden. Die Richter warfen Loro Piana vor, die eigenen Zulieferer fahrlässig unzureichend kontrolliert zu haben – mit dem Ziel, die Gewinnmargen zu steigern. Es handelt sich bereits um das fünfte Modeunternehmen, das seit 2023 von demselben Gericht in Mailand wegen ähnlicher Praktiken ins Visier genommen wurde – darunter auch Marken wie Valentino, Dior (ebenfalls LVMH), Armani und Alviero Martini.
Einsetzung eines externen Verwalters
Das Gericht ordnete die Einsetzung eines externen Verwalters an, der sicherstellen soll, dass das Unternehmen effektive Kontrollmechanismen zur Überwachung seiner Lieferkette einführt. Loro Piana selbst sieht sich derzeit keiner strafrechtlichen Untersuchung ausgesetzt; die strafrechtlichen Ermittlungen richten sich gegen die Betreiber der betroffenen Subunternehmen, unter anderem wegen Schwarzarbeit und Ausbeutung.
Besonders brisant: Laut Gerichtsurteil habe Loro Piana seine Praktiken fortgesetzt, obwohl ähnliche Fälle in der Modebranche bereits öffentlich bekannt waren und obwohl es im Mai eine Branchenvereinbarung gegen Arbeitsausbeutung gegeben hatte, die von führenden italienischen Modemarken und den Behörden unterzeichnet wurde.
Die gerichtliche Aufsicht könnte vorzeitig aufgehoben werden, sollte Loro Piana seine Lieferkette gesetzeskonform umstrukturieren – so wie es bei Dior, Armani und Alviero Martini bereits geschehen ist. Weder Loro Piana noch LVMH äußerten sich bisher öffentlich zu den Vorwürfen.
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