Die italienische Polizei hat am späten Mittwoch die Firmensitze von 13 Luxusmodeunternehmen aufgesucht und sie aufgefordert, Unterlagen zu Governance-Strukturen und Kontrollen in ihren Lieferketten vorzulegen. Die Maßnahme steht im Zusammenhang mit Ermittlungen zu mutmaßlicher Ausbeutung von Arbeitskräften bei Subunternehmern der Modebranche, wie aus Justizkreisen hervorgeht.

Die Marken, die zur Vorlage von Dokumenten verpflichtet wurden, sind Dolce & Gabbana, Versace, Prada, Adidas Italy, Off-White Operating, Missoni, Ferragamo, Givenchy Italia, Alexander McQueen Italia, die Kering-Marken Gucci und Yves Saint Laurent Manifatture, Cris Conf. (Pinko) sowie Coccinelle. Keine dieser Firmen wird selbst beschuldigt, und die Staatsanwaltschaft hat für keine von ihnen eine gerichtliche Verwaltung beantragt, wie italienische Medien berichteten.

Durchsuchungen in chinesisch geführten Werkstätten in Italien

Die 13 Marken wurden in die Ermittlungen einbezogen, weil die Polizei bei Dutzenden Durchsuchungen chinesisch geführter Werkstätten in Italien auch Kleidungsstücke und Subunternehmerunterlagen fand, die zu diesen weiteren Labels gehörten. In den vergangenen zwei Jahren wurden fünf weitere Luxusmodekonzerne unter eine solche gerichtliche Verwaltung gestellt; für einen sechsten wurde dieselbe Maßnahme beantragt. Dabei handelt es um Fälle, die das Image einiger der bekanntesten Namen der Branche beschädigt hat.

Die Aktion am Mittwoch wurde von der Arbeitsinspektionseinheit der Carabinieri in Mailand geleitet und von Einsatzkräften aus Florenz, Parma und Varese unterstützt. Die Staatsanwaltschaft beantragte für die 13 Firmen keine gerichtliche Verwaltung, da nur geringe Mengen ihrer Produkte in den inspizierten chinesischen Werkstätten aufgefunden wurden, wie aus den Dokumenten hervorgeht.

Ziel der Unterlagenanforderung ist es Justizunterlagen, zu prüfen, inwieweit die 13 Unternehmen möglicherweise in die Nutzung ausgebeuteter Arbeitskräfte eingebunden waren und ob ihre Compliance- und Governance-Modelle geeignet sind, Missbrauch zu verhindern. Sobald die angeforderten Unterlagen übergeben wurden, können die Unternehmen etwaige festgestellte Mängel eigenständig beheben, indem sie ihre Organisationsmodelle anpassen.