Mädchen warnte die Behörden: „Er ist gefährlich und er will 20 Menschen umbringen! Bitte antwortet doch...“
Hätte der Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Magdeburg verhindert werden können? Womöglich. Nach Informationen von NIUS warnte eine Frau aus Saudi-Arabien deutsche Behörden bereits im Jahr 2023. Sie schrieb dabei an das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und die Berliner Polizei.
In Screenshots, die NIUS vorliegen, heißt es: „Er sagte, er werde 20 Deutsche töten und er meint es sehr ernst.“ Sein Name sei Taleb Abdulmohsen, er sei 1974 geboren. Er sagte, er lebe in Bernburg beziehungsweise Magdeburg. Dabei verweist die Frau auf Tweets eines X-Profils, die eindeutig dem Täter zuzuordnen sind. Die Nachrichten, die an den X-Account des BAMF gerichtet sind, klingen wie ein Hilfeschrei.
Das Bamf antwortete nur mit einer Email, die darauf aufmerksam machte, dass man Straftaten der Berliner Polizei melden könnte. Verlinkt ist eine Internetseite, die zum Online-Portal der Polizei führt.
Email erreichte die Polizei Berlin nie – sondern ging in die USA
Dies machte die Frau auch. In einer weiteren Email vom September 2023 schrieb sie an die Berliner Polizei gerichtet: „Es ist sehr dringend. Ein Mann hat gesagt, dass er wahllos deutsche Bürger töten will. Bitte unternehmen Sie etwas und verhaften Sie ihn so schnell wie möglich. Er sagte, dass er in der Stadt Bernburg lebt (er hat zuvor in Magdeburg gelebt). Er könnte sich noch in Magdeburg befinden. Er kommt aus Saudi-Arabien und ist Asylbewerber.“ Auch hierbei verweist die Frau auf das Profil des Mannes und etwaige Äußerungen, die Drohungen darstellen.
Tragisch: Wie Welt berichtet, kam diese E-Mail nie bei der Berliner Polizei an. Stattdessen wurde sie an eine falsche Email verschickt, die in die USA führte, genauer gesagt: in die 7500-Einwohner-Gemeinde Berlin in New Jersey. Ob der Hinweis via Online-Formular, unabhängig von der Email, bei der Berliner Polizei eingegangen ist, lässt sich aktuell nicht sagen.
Lustlose Polizei soll Warnungen ignoriert haben
Doch diese Hinweise an Bamf und Polizei seitens der Frau dürften nicht die einzigen sein, von denen Sicherheitsbehörden Kenntnis erlangt haben. Wie die Twitter-Userin AnkeJulieMartin schreibt, sei sie selbst 2017 „mit seinen Tweets zweimal bei der Polizei in NRW gewesen.“ Der Grund: Taleb Abdulmohsen soll damals die Säkulare Flüchtlingshilfe beschuldigt haben“, weil diese saudi-arabische Flüchtlinge angeblich im Stich ließ. Auch sie erinnerte sich an den Drohcharakter der Äußerungen Abdulmohsens.
Die Userin erinnert sich jedoch zurück: „Bei der Polizei war es leider katastrophal. Ich bin irgendwann kopfschüttelnd aufgestanden. Man verwies mich an einen lustlosen, angeblichen IT-Spezialisten, weil es sich ja um Twitter handelte, anstatt um Inhalte der Tweets.“ Und weiter: „Dieser Polizist hatte anscheinend keine Lust und von Spezialist auch keine Spur. Er nörgelte rum, dass seien ja alles Hieroglyphen. Er meinte damit, dass die Tweets auf Arabisch waren. Dann versuchte er als IT-Spezialist sehr lange, die Tweets auszudrucken.“
Unabhängig davon berichtete der Focus, dass saudische Behörden vor dem 50-jährigen Attentäter aus Saudi-Arabien gewarnt hatten. Diese Hinweise sollen bei deutschen Behörden eingegangen sein, wurden aber scheinbar ignoriert. Auf X schrieb Taleb Abdulmohsen unter anderem: „Gibt es einen Weg zur Gerechtigkeit in Deutschland, ohne eine deutsche Botschaft in die Luft zu sprengen oder wahllos deutsche Bürger zu massakrieren? Ich suche seit Januar 2019 nach diesem friedlichen Weg und habe ihn nicht gefunden.“
Auch teilte er mit: „Ich versichere Ihnen: Wenn Deutschland Krieg will, werden wir ihn haben. Wenn Deutschland uns töten will, werden wir sie abschlachten, sterben oder voller Stolz ins Gefängnis gehen. Weil wir alle friedlichen Mittel ausgeschöpft haben, sind uns nur noch mehr Verbrechen seitens der Polizei, des Staatsschutzes, der Staatsanwaltschaft, der Justiz und des Innenministeriums begegnet. Frieden nützt ihnen nichts.“
Ob die Polizei in Berlin oder Nordrhein-Westfalen den Hinweisen nachgingen, ist unklar. Doch zweifellos gab es Personen, die vor den Drohungen und wirren Gedanken des Magdeburg-Attentäters gewarnt haben.
Dieser Beitrag ist ursprünglich auf unserem Partner-Portal NiUS erschienen.
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