Ursprünglich Taxifahrer in Wien, verlegte Mehmet Kerim Y. seine Geschäfte in die Türkei, wo er seit mindestens 2018 von einem Call-Center neben seiner Luxusvilla in Istanbul operiert haben soll. Die Opfer werden am Telefon unter Druck gesetzt, mit Geschichten über angebliche Unfälle von Angehörigen oder drohende Bankübergriffe. Häufig übergeben die Betroffenen dann Abholern Bargeld, Schmuck oder Gold.

Mit dem Leben eines Playboys kam der mutmaßliche Täter jahrelang ungeschoren davon, während über 40 Mittäter in Österreich verurteilt wurden. Der türkische Pass schützte ihn bislang vor österreichischen Haftstrafen, in der Türkei schien sich die Polizei lange nicht für „Euro-Mehmet“ zu interessieren. Im Zuge dessen gab es Schmiergeldvorwürfe gegen Beamte: Die Rede ist von einer Staatsanwältin, die auf das Angebot von zwei Rolex-Uhren und 100.000 Euro eingegangen sein soll, sowie von einem leitenden Beamten, der einen Rucksack voller Geld erhalten haben soll, berichtet die Krone.

Anklage gegen „Euro-Mehmet“

Nun scheint sich das Blatt zu wenden: Die Istanbuler Oberstaatsanwaltschaft hat Anklage erhoben, und der Mega-Prozess beginnt Ende Jänner. Wiener Ermittler müssen rund 120 Opfer erneut vernehmen, deren Aussagen übersetzt an das Gericht am Bosporus weitergeleitet werden. Im türkischen Recht können Haftstrafen pro Opfer addiert werden, wodurch Mehmet Kerim Y. theoretisch immense Strafen drohen.

Viele Opfer werden die späte Gerechtigkeit jedoch nicht mehr erleben: Jeder vierte Pensionist aus der Betrugszeit ist bereits verstorben. Die Behörden warnen weiterhin eindringlich vor Anrufen von angeblichen Polizisten oder Staatsanwälten.