Messerangreifer von Annecy war kein verfolgter Christ aus Syrien – sondern IS-Deserteur
Abdalmasih Hanoun, der Messerangreifer von Annecy, der sechs Personen bei einer Messerattacke im vergangenen Jahr verletzt hatte, war kein Christ aus Syrien – sondern erst Assad-Unterstützer und später IS-Soldat, der die Terrororganisation verlassen hatte und nach Europa ausgewandert war.
Das berichtet Henri d’Anselme, der sich damals mutig vor die Kinder stellte und den Angreifer vertrieb, im landesweit bekannten französischen Podcast ‚LEGEND’.
„Die Akte des Mannes ist mittlerweile bekannt. Ich habe die Richterin getroffen, die seinen Fall bearbeitet hat. Er ist ein ehemaliger Soldat aus Baschar Al-Assads Armee, der später mit dem Islamischen Staat in Verbindung stand“, so der Mann. „So wollte er die Chance auf politisches Asyl in Europa erhöhen.“
Am 8. Juni 2023 hatte der syrische Angreifer in einem Park in Annecy sechs Menschen, darunter vier Kleinkinder, schwer mit einem Messer verletzt. Zeugenaussagen schilderten, wie der Mann wirres Zeug rief und dabei religiöse Bezüge machte. Die Polizei hatte schnell eine terroristische Motivation ausgeschlossen, sondern war zum Schluss gekommen, dass der Mann psychisch krank war. Unmittelbar nach der Tat wurde Hanoun in eine Psychiatrie eingeliefert.
Dabei hatten zahlreiche französische Medien unter Berufung auf Sicherheitskreise schon kurz nach der Tat kolportiert, dass Abdalmasih Haboun ein syrischer Christ war, darunter etwa die Tageszeitung ‚Le Monde’. Strenggenommen war dies auch nicht falsch: Der Mann kam über Schweden nach Frankreich, in seinem Asylgesuch in Frankreich hatte Hanoun angegeben, Christ zu sein. Nur, dass sich diese Angaben im Nachhinein als falsch herausstellen dürften.
Höhere Chancen auf Asyl durch christliche Religionszugehörigkeit
Seine katholische Religionszugehörigkeit soll der Syrer getroffen haben, um seine Chancen auf politisches Asyl in Frankreich zu erhöhen. „Man sagte ihm: Um politisches Asyl in Europa zu bekommen, musst du dich entweder als orientalischer Christ oder als homosexuell ausgeben“, so d’Anselme in dem Podcast, weiter unter Berufung auf die Akte des Falles. „Er erklärte sich also zum orientalischen Christen. Dafür hat er seine Identitätsunterlagen in der Türkei fälschen lassen.“
Die Camouflage soll der Angreifer auch bei seiner Messerattacke beibehalten haben. „Bei der Tat schrie er ‚Im Namen Jesu Christi‘.“ Er selbst habe daraufhin schreiend geantwortet: „Du hast nichts mit Jesus Christus zu tun, du bist der Teufel.“ Am nächsten Morgen, als zahlreiche Medien über den christlichen Background Hanoun berichtet hatten, sagte d’Anselme nach eigener Aussage: „Ich weiß nicht, ob er Christ ist oder nicht. Das geht mich auch nicht an. Aber was ich weiß, ist, dass das, was er getan hat, fundamental unchristlich ist.“
Man könne keine Kinder töten – die reine Unschuld und Reinheit – im Namen Jesu Christi, der sich selbst für uns geopfert hat, so der damals 24-jährige Mann, der damals als katholischer Kathedralen-Tourist in Annecy einen Zwischenstopp gemacht hatte, „das ist unmöglich. Es widerspricht allem. Es widerspricht der gesamten Bibel.“
Keine Taufurkunde, dafür sofortige „Psychiatrisierung des Falls“
Bereits nach der Tat hatten syrische Christen eigene Recherchen angestellt und festgestellt, dass es sich bei Abdalmasih Hanoun um einen falschen Christen handelte, der seit seiner Abreise aus Syrien einen „Dschihad“ vorbereitet haben soll. Elish Yako, chaldäischer Christ und der französisch-irakische Generalsekretär eines Vereins für religiösen Minderheiten aus dem Nahen und Mittleren Osten, hatte auf der Plattform X geschrieben, dass syrische Quellen vor Ort keine Taufurkunde gefunden hatten.
Auch nach Angaben seiner Ehefrau in Schweden ging der Mann nie in die Kirche. Im Podcast kritisierte Henri d’Anselme die „Flucht in die Psychiatrisierung“ des Falls, also die vorschnelle Festlegung auf mentale Probleme als erklärende Variable. Der Verdächtige befindet sich nach wie vor in einer psychiatrischen Einrichtung – und soll in den kommenden Monaten erneut von den Richtern befragt werden.
Asyl in der Schweiz abgelehnt
Der Fall wirft dabei auch ein Schlaglicht auf das Versagen europäischer Flüchtlingspolitik. Der Syrer floh bereits 2011 mit seiner Frau über die Türkei nach Schweden. Obwohl Abdalmasih Hanoun in Schweden ein Kind mit seiner syrischstämmigen Frau zeugte, verließ er sie. Nachdem ihn schwedische Behörden zur Ausreise gezwungen hatten, flüchtete in die Schweiz, beantragte dort Asyl – was auch dort abgelehnt wurde.
Schließlich kam er nach Frankreich, wo dem damals 31-jährigen Obdachlose kein Schutzstatus bewilligt wurde – und er nie ausgewiesen wurde. Im Juni, als Hanoun sechs Personen schwer verletzte, rächte sich die Passivität des französischen Staates.
Dieser Beitrag erschien ursprünglich auf unserem Partner-Portal NiUS.
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