„Miniaturbild des 7. Oktober“: Ehepaar aus Israel kontert Mehmet vom Campingplatz
Sie wollten ihre Silberhochzeit in Tirol feiern – doch am Campingplatz wurden sie abgewiesen: „Ich akzeptiere hier keine Israelis.“ Nachdem der Fall hohe Wellen schlug, bestreitet der Betreiber Mehmet alles. Gegenüber dem exxpress findet das Ehepaar nun deutliche Worte. Pikant: Fast zeitgleich kam es auch in Wien zu einem ähnlichen Vorfall.
„Ich war völlig perplex“ – Lee De-Calo schildert den Moment, als sie wegen ihrer Herkunft abgewiesen wurden.YouTube/krone.tv NEWS/Screenshot
Mit deutlichen Worten und einem schmerzhaften Vergleich reagiert das israelische Ehepaar Nissan und Lee De-Calo auf das mittlerweile international diskutierte Verhalten des Tiroler Campingplatzbetreibers Mehmet: „Es ist ein Miniaturbild des 7. Oktober: Zuerst greifen sie dich an, dann lügen sie – und am Ende stellen sie sich selbst als Opfer dar.“
Gegenüber dem exxpress erklären sie, bei ihrer Darstellung zu bleiben – während Mehmet den antisemitischen Vorfall laut ORF nun „entschieden“ bestreitet.
Übrigens: Das Paar liebt Österreich weiterhin. Auch künftig wollen sie es besuchen. „Ein fauler Apfel soll nicht den ganzen Korb verderben.“
„Wir müssen sofort weg – dieser Mann will keine Israelis hier“
Was war passiert? Die De-Calos reisten mit dem Wohnmobil durch Europa, suchten spontan einen Campingplatz in den Tiroler Bergen, den sie in Ehrwald auch fanden, wo sie zunächst freundlich empfangen wurden. Der Betreiber wies ihnen einen Platz zu, scherzte noch mit Lee De-Calo über Österreichs Schönheit.
Doch als sie sich an der Rezeption anmelden wollte, kippte die Stimmung abrupt. Die Ehefrau berichtete im Interview mit der Krone: „Ich gab ihm meinen Reisepass, er sah ihn an und sagte: ‚Oh, Sie sind Israelin.‘ Ich antwortete: ‚Ja, wir sind aus Israel angereist.‘ Darauf sagte er: ‚Nein, tut mir leid, Sie müssen gehen. Ich nehme hier keine Israelis auf.‘“
Der Schock war groß – für Lee De-Calo ein tief verletzender Moment: „Ich fragte ihn: ‚Hatten Sie schlechte Erfahrungen mit Israelis?‘ – und er sagte: ‚Nein, ich habe ein Problem mit Gaza.‘ Ich verstand nicht, was da passierte. Ich ging zu meinem Mann zurück und sagte: ‚Wir müssen sofort von hier weg. Dieser Mann will keine Israelis hier.‘“
Der Betreiber: Mehmet – und seine Website sperrt Israelis
Mittlerweile ist der Betreiber bekannt: Auf der Webseite seines Campingplatzes steht in freundlichem Ton: „Wir wünschen Ihnen einen schönen Aufenthalt! Angie & Mehmet.“ Doch die Gastfreundschaft ist eingeschränkt: Wie PR-Experte Daniel Kapp auf X enthüllte, ist die Webseite für israelische IP-Adressen gesperrt – ein Hinweis auf systematische Ausgrenzung.
3/3 Ein weiteres Indiz: die Website des Campingplatzes von "Angie & Mehmet" ist für IP Adressen aus Israel gesperrt. Belegen kann ich das, weil isr. Journalisten mir berichtet haben, dass sie nicht zugreifen können und, weil ich es über VPN Zugriff über eine isr. IP selber… pic.twitter.com/iHtxIk3UZ3
— Daniel Kapp (@DanielKapp) July 29, 2025
Laut ORF Tirol weist Mehmet die Darstellung mittlerweile entschieden zurück: „Wenn sich jemand nicht benehme, dann würden sie rausfliegen, teilte er telefonisch mit.“ Das Paar habe sei über eine nicht befahrbare Wiese gefahren. „Nationalität oder Religion würden für ihn keine Rolle spielen.“ Nissan und Lee De-Calo weisen das energisch zurück: „Wir stehen zu unserer Darstellung und lassen uns die Erinnerung an diesen ansonsten wunderschönen Urlaub in Österreich nicht von einem einzelnen Vorfall trüben, bei dem ein feiger kleiner Mann nicht einmal den Mut hat, zu seinem Handeln zu stehen.“
Unglaubwürdiges Dementi
Zunächst hatte Mehmet allerdings auf den Eklat gänzlich anders reagiert, als gegenüber dem ORF. Daniel Kapp erinnert an die erste Reaktion des Campingplatz-Betreibers gegenüber den Krone: „Diese Leute (alle Israelis, Anm.) sollten sich viel lieber um die vielen Kinder in Gaza kümmern. Ansonsten gibt es nichts zu sagen. Schluss!“, brüllte er ins Telefon und legte auf.“
Dazu Kapp: „Als dem Campingplatz-Betreiber noch nicht bewusst war, dass er sich womöglich strafbar gemacht hatte und u.U. auch seine Gewerbeberechtigung verlieren könnte, hat er auf Anfrage der Krone nicht etwa von Fehlverhalten der Gäste gesprochen, sondern klar den Zusammenhang zu Gaza hergestellt.“
Das Muster ist bekannt: „Woher kennen wir dieses Verhalten: erst hinhauen, dann lügen und sich am Ende als Opfer aufspielen?“, kommentiert der Kommunikationsexperte auf X.
🧵1/3 Woher kennen wir dieses Verhalten: erst hinhauen, dann lügen und sich am Ende als Opfer aufspielen? Warum ich meine, dass der tiroler Campingplatzbetreiber lügt, wenn er dem israelischen Paar, das er abgewiesen hat, nun Fehlverhalten vorwirft, hier in einem kurzen Thread. pic.twitter.com/r8rh7TT5Bf
— Daniel Kapp (@DanielKapp) July 29, 2025
Held aus dem Kibbutz: „Würde nie zurückkehren, solange Hamas an der Grenze sitzt“
Was der Betreiber Mehmet nicht wusste: Der Mann, den er abgewiesen hat, hat am 7. Oktober sein Leben aufs Spiel gesetzt, um seine Kinder und Nachbarn zu schützen. Nissan De-Calo gehört zu den israelischen Helden des 7. Oktober 2023, der sein Kibbutz gegen Hamas-Terroristen verteidigte. Er erinnert sich eindringlich an den Angriff: „Um 6:35 Uhr begann der Raketenbeschuss – und um 7:15 Uhr war mein bester Freund Ilan tot.“ Er kämpfte 13 Stunden lang, während seine Kinder allein im Schutzraum saßen. Doch das Schwerste war für ihn nicht der Kampf selbst, sondern eine bittere Erkenntnis: „Mein Wendepunkt war, Kinder zu sehen – im Alter meiner eigenen –, die plündernd durch den Kibbutz zogen und begeistert waren.“
Er habe jahrelang an ein friedliches Miteinander geglaubt. Der Kibbutz habe bewusst Palästinenser aus Gaza beschäftigt, um Brücken zu bauen – doch einige davon haben später laut Geheimdiensterkenntnissen Informationen an die Hamas weitergegeben. „Wir wollten Frieden. Wir wollten, dass sie Geld verdienen und uns nicht hassen. Doch sie kamen mit Listen, wussten, wo unsere Waffen lagern, wo ich wohne.“
Nissan De-Calo räumt ein, dass viele dieser Arbeiter wohl keine Wahl hatten – sie seien von der Hamas bedroht worden. Dennoch: Das Vertrauen ist zerstört. Solange die Hamas existiere, sei ein normales Leben unmöglich: „Wenn die Hamas bleibt, kann ich nie zurück nach Hause.“
Zugleich wehrt sich De-Calo gegen die internationale Desinformation: „Wenn täglich 500 Lastwagen Hilfsgüter nach Gaza bringen – wie kann man dann behaupten, wir ließen Gaza verhungern?“
Nicht der einzige Vorfall: Auch in Wien wurden Israelis abgewiesen
Der Vorfall in Ehrwald ist kein Einzelfall. In Wien berichteten am Wochenende drei israelische Musiker, dass sie in einer Pizzeria vom Betreiber – einem Ägypter – rausgeworfen wurden, nachdem sie hebräisch sprachen. Auch hier folgte später ein Dementi, obwohl die Musiker den Ablauf sehr detailliert schilderten, zuletzt in einem Interview auf oe24. Auch hier: Zuerst Ausgrenzung – dann Leugnung. Und in beiden Fällen: Der Täter wird plötzlich zum angeblichen Opfer. Ein Muster, das viele Israelis nur allzu gut kennen.
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