Mitleid als Masche: Fake-Spendensammler zocken Besucher am Christkindlmarkt ab
Die Adventzeit ist für viele die Hochsaison der Nächstenliebe. Es ist eine Zeit, in der viele Menschen bereit sind, anderen zu helfen und Gutes zu tun. Genau diese Herzlichkeit ist am Samstagabend auf dem Christkindlmarkt vor dem Schloss Schönbrunn schamlos missbraucht worden. Zwischen Lichterketten, Glühwein und dichtem Gedränge traten zwei Personen als angebliche Spendensammler auf – mit einer Geschichte, die Mitleid wecken sollte, aber offenbar frei erfunden war.
Nach Angaben der Polizei waren eine 40-jährige Frau und ihr 18-jähriger Sohn auf dem Gelände des Christkindlmarktes in Hietzing unterwegs. Sie sprachen gezielt Besucher an und gaben vor, im Namen einer Suppenküche Spenden für Unterstandslose zu sammeln. Die Geschichte klang plausibel.
Dennoch wurden die beiden auffällig. Streifenbeamte, die routinemäßig zur Sicherheit am Markt präsent waren, kontrollierten das Duo. Dabei zeigte sich rasch: Einen Auftrag, eine Genehmigung oder auch nur einen Nachweis für eine angebliche Sammelaktion konnten die beiden nicht vorlegen.
Vierstelliger Bargeldbetrag sichergestellt
Bei der Kontrolle stellten die Polizisten einen Bargeldbetrag in vierstelliger Höhe sicher. Die Staatsanwaltschaft Wien ordnete daraufhin an, die Frau und ihren Sohn wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Betrugs anzuzeigen. Die Ermittlungen laufen. Der Vorfall reiht sich in eine Serie ähnlicher Delikte ein, die sich in Österreich in jüngster Vergangenheit gehäuft haben.
Spendenbetrug mit System
Dass es sich dabei keineswegs um Einzelfälle handelt, zeigte bereits ein aufsehenerregender Fall im Herbst. Im Zusammenhang mit der Amoktat in Graz hatte eine Frau über eine internationale Crowdfunding-Plattform zu Spenden aufgerufen und sich fälschlich als Hinterbliebene ausgegeben. Mehr als 37.000 Euro kamen so zusammen – nur ein Bruchteil davon soll tatsächlich bei betroffenen Familien angekommen sein.
Die Staatsanwaltschaft Graz verhängte in diesem Fall Untersuchungshaft. Begründet wurde dieser Schritt mit Verdunkelungs- und Tatbegehungsgefahr. Getäuschte Spender wurden darauf hingewiesen, Rückerstattungen über die Plattform zu beantragen.
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