Bashar al-Assad wurde gestürzt, und das Land wird nun von extremistischen Gruppierungen kontrolliert. Ein Flüchtlingsaufnahmestopp für Syrien sorgt zusätzlich für Diskussionen.

„Es ist schwer anzunehmen, dass jemand jahrzehntelang Islamist war und plötzlich innerhalb von zwei Wochen zum liberalen Demokraten wird“, analysiert Ralf Schöllhammer, Professor am MCC Budapest. Besonders die Rolle von Abu Mohammed al-Julani, ehemaliges Mitglied der Al-Qaida und jetziger Anführer der HTS, wird kritisch betrachtet.

Schöllhammer hebt hervor, dass die Machtübernahme nicht auf das Charisma einzelner Personen zurückzuführen sei, sondern auf das Ausbluten russischer und iranischer Kräfte, die an mehreren Fronten aktiv sind. „Das zeigt, dass Russland und Iran derzeit keine ausreichenden Ressourcen haben, um gleichzeitig in Syrien und anderswo zu agieren.“

Westliche Demokratie ist Illusion

Bernhard Heinzlmaier beleuchtet die geopolitischen Interessen hinter den Entwicklungen: „Die USA und die Türkei verfolgen klare strategische Ziele in Syrien. Für sie ist es zweitrangig, ob ihre Partner islamistische Ideologien vertreten.“ Gleichzeitig warnt Heinzlmaier vor der Illusion, westliche Demokratien in der Region etablieren zu können. „Der Nahe Osten kennt keine Good Guys und Bad Guys – es gibt nur Bad Guys und Worse Guys.“

Ein weiterer Schwerpunkt der Diskussion ist das Schicksal der Kurden, die als „kultureller Vorposten Europas“ von den Großmächten immer wieder im Stich gelassen werden. „Die Kurden haben maßgeblich dazu beigetragen, den IS zu besiegen, doch nun drohen sie erneut zwischen die Räder zu geraten“, betont Heinzlmaier.

Die Pläne, syrische Flüchtlinge in ihre Heimat zurückzuführen, sehen die Studiogäste skeptisch. „Die Hoffnung auf eine Rückkehr in ein destabilisiertes Land ist unrealistisch“, so Heinzlmaier.

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