Medizinisches Cannabis gilt für viele als sanfte Alternative zu klassischen Medikamenten. Doch eine neue Analyse im Fachjournal JAMA dämpft die Erwartungen deutlich. Forscher der University of California in Los Angeles (UCLA) werteten mehr als 2.500 Studien aus den vergangenen 15 Jahren aus – mit ernüchterndem Ergebnis.

Für die meisten medizinischen Anwendungen von Cannabis oder Cannabinoiden ist die Evidenz schwach oder unzureichend. „Die öffentliche Wahrnehmung übersteigt die wissenschaftliche Beweislage klar“, erklärt Studienautor Dr. Michael Hsu. Cannabis sei weit verbreitet, aber kein Allheilmittel.

Gut belegt sind laut Analyse nur wenige Einsatzgebiete: zugelassene Cannabinoid-Medikamente bei Appetitverlust infolge von HIV/AIDS, bei Übelkeit und Erbrechen während Chemotherapien sowie bei bestimmten schweren kindlichen Epilepsien.

Analyse von Risiken

Für häufige Gründe, aus denen Patienten zu Cannabis greifen – etwa chronische Schmerzen, Schlafstörungen, Angstzustände oder PTSD – zeigten randomisierte Studien keinen klaren therapeutischen Nutzen.

Gleichzeitig warnt die Analyse vor Risiken. Vor allem hochpotentes Cannabis kann bei jungen Konsumenten psychotische Symptome und Angststörungen begünstigen. Täglicher inhalativer Konsum steht zudem im Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und koronare Herzerkrankungen.

Die Autoren der Studie raten Ärzten zu ehrlichen Gesprächen mit Patienten, zu sorgfältiger Risikoabwägung und zur Abkehr vom Mythos, Cannabis wirke breit und verlässlich gegen Krankheiten.