Bereits jetzt liegen die Infektionszahlen deutlich über jenen der vergangenen Jahre. Die Österreichische Gesundheitskasse meldet aktuell 216 Influenzaerkrankungen allein in der Steiermark – doppelt so viele wie zum selben Zeitpunkt des Vorjahres.

In den Spitälern spiegelt sich die Lage unmittelbar wider: Die Ambulanzen sind voll, die Nachfrage nach stationären Betten steigt. Besonders betroffen sind Kinder und Jugendliche, bestätigt Reinhold Kerbl, Leiter der Kinder- und Jugendheilkunde in Leoben. Die Kombination aus Influenza- und Coronaviren führe zu einer ungewöhnlich hohen Belastung: „Wir sehen derzeit außergewöhnlich viele junge Patienten – für diese Jahreszeit ist das ein seltener Befund.“

Auch an der Infektiologie des LKH Graz hat sich das Bild dramatisch verändert. Rund 100 Menschen mit Influenza liegen stationär in den KAGes-Spitälern, etwa zehn Prozent benötigen intensivmedizinische Betreuung.

Ganz Österreich färbt sich rot

Die Analyse der MedUni Wien lässt keinen Zweifel: Die Influenzavirusaktivität ist landesweit sprunghaft angestiegen. Virologin Monika Redlberger-Fritz beschreibt die Situation nüchtern, aber eindringlich. Mehr als 20 Prozent der untersuchten Sentinelproben seien positiv – ein klarer Marker für den offiziellen Beginn der Grippewelle.

Insbesondere die neue Variante A(H3N2) des Subclades K treibt die Entwicklung an. Der Virusstamm gilt als hoch ansteckend und hat sich nach Einschätzung der Expertin rasch ausgebreitet. Die Österreichkarte ist mittlerweile vollständig rot eingefärbt – ein Indikator für flächendeckende Viruszirkulation.

Weihnachten als möglicher Wendepunkt – oder als Verstärker?

Dass die Grippewelle ausgerechnet kurz vor den Feiertagen startet, ist mehr als nur ein ungünstiges Timing. Laut Redlberger-Fritz dürfte der tatsächliche Höhepunkt erst in drei bis vier Wochen erreicht sein – also rund um die Weihnachtsfeiertage. Doch paradoxerweise könnten genau diese Ferien die Dynamik sowohl bremsen als auch verlängern.

Da Schulen und viele Betreuungseinrichtungen schließen, sinkt die Zahl der täglichen Kontakte unter Kindern – häufig zentrale Treiber von Infektionswellen. Dadurch könnte die Kurve kurzfristig abflachen. Gleichzeitig kann die Welle dadurch länger anhalten, weil sich das Infektionsgeschehen zeitlich streckt.