Ötzis Ahnen weder Österreicher noch Italiener - sondern Türken
Neueste Untersuchungen des Genoms der Gletschermumie “Ötzi” haben neue Erkenntnisse hervorgebracht. So sollen die Vorfahren von “Ötzi” aus der heutigen Türkei stammen. Das gab das Max-Planck-Institut am (heutigen) Mittwoch bekannt.
Neue Erkenntnisse im Fall der Gletschermumie “Ötzi”. So haben neueste Untersuchungen des Genoms der Gletschermumie unter anderem das Aussehen und den Stammbaum ins Visier genommen. Das Ergebnis: “Ötzi” hatte anatolische Vorfahren, eine dunkle Haut und eine fortgeschrittene Glatze. Außerdem hatte der “Mann aus dem Eis” eine Veranlagung zu Diabetes und Übergewicht. Das teilte das Max-Planck-Institut am Mittwoch mit.
Das Genom wurde bereits 2021 entschlüsselt. Allerdings wurden seither Fortschritte in der Sequenzierungstechnologie erzielt. Ein Forscherteam des Max-Planck-Institutes und von Eurac Research erreichte nun eine wesentlich exaktere Rekonstruktion des Genoms. Dabei kam man zu dem Schluss, dass im Vergleich zu anderen Europäern bei “Ötzi” der genetische Anteil aus Anatolien eingewanderter Frühbauern ungewöhnlich hoch sei. Daraus lasse sich schließen, dass er aus einer “relativ isolierten Alpenbevölkerung mit wenig Kontakt zu anderen europäischen Gruppen stammte”, hieß es.
Spuren eine Steppenbevölkerung gefunden
Die Forscher hatten zunächst genetische Spuren einer Steppenbevölkerung gefunden. Jetzt stellte sich jedoch heraus, dass die damalige Probe mit moderner DNA kontaminiert gewesen sei. Darüber hinaus wurden seither viele Genome prähistorischer Europäer, häufig aus Skelettfunden, vollständig entschlüsselt. So konnte ein Vergleich durchgeführt werden. “Unter den hunderten frühen europäischen Menschen die zur selben Zeit wie ‘Ötzi‘ lebten und deren Genome zur Verfügung stehen, hat ‘Ötzi‘ die meisten bäuerliche Ahnenanteile”, teilte das Forschungsteam mit.
“Wir waren sehr überrascht, im neuen ‘Ötzi‘-Genom keine Spuren der osteuropäischen Steppenhirten zur finden, auch der Anteil der Jäger und Sammler Gene ist bei ‘Ötzi‘ sehr gering. Genetisch sieht er so aus, als seien seine Vorfahren direkt aus Anatolien gekommen”, berichtete Johannes Krause, Leiter der Abteilung Archäogenetik am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und Mitautor der Studie, die in “Cell Genomics” publiziert wurde.
Hauttyp noch dunkler als bisher angenommen
Die Wissenschafter interessierten sich zudem auch für das Aussehen der fast 5300 Jahre alten Gletschermumie. Sein Hauttyp war demnach noch dunkler als bisher angenommen. “Es ist der dunkelste Hautton, den man in europäischen Funden aus derselben Zeit nachgewiesen hat”, sagte der Anthropologe und Mitautor der Studie, Albert Zink, Leiter des Instituts für Mumienforschung bei Eurac Research in Bozen. “Man dachte bisher, die Haut der Mumie sei während der Lagerung im Eis nachgedunkelt, aber vermutlich ist, was wir jetzt sehen, tatsächlich weitgehend ‘Ötzis’ originale Hautfarbe. Dies zu wissen, ist natürlich auch wichtig für die Konservierung”, hielt er fest.
Aller Wahrscheinlichkeit nach dürfte er nicht mehr langes, dichtes Haupthaar, sondern höchstens noch einen schütteren Kranz gehabt haben. Seine Gene zeigten eine Veranlagung zur Glatzenbildung: “Das ist ein relativ eindeutiges Ergebnis und könnte auch erklären, warum bei der Mumie fast keine Haare gefunden wurden”, sagte Zink. Ein erhöhtes Risiko für Übergewicht und Diabetes Typ 2 lag ebenfalls in ‘Ötzis’ Erbanlagen, kam jedoch dank seines gesunden Lebensstils wahrscheinlich nicht zum Tragen.
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