Der Wildbiologe Stefano Filacorda von der Universität Udine beschäftigt sich seit Jahren mit der Rückkehr der Braunbären in die Region. Nach seinen Angaben leben derzeit zwischen fünf und zehn Tiere in Friaul. Sie stammen aus Slowenien, wo sich eine stabile Population entwickelt hat. Um die Wanderungen der Raubtiere besser zu verstehen, wurden einige Tiere mit GPS-Halsbändern versehen.

Fotofallen bestätigen Sichtungen

Besonders in den vergangenen Wochen gab es im Gebiet des Monte Bernadia und des Gran Monte mehrere Nachweise durch Fotofallen. Filacorda erklärte, dass es sich bei dem Bären, der nun in Tarcento gesichtet wurde, um ein Männchen handelt. Dasselbe Tier könnte zuvor bereits in den Bergregionen erfasst worden sein.

Keine Weibchen in Friaul

Ein entscheidender Faktor: In Friaul-Julisch Venetien gibt es seit über 50 Jahren keine weiblichen Bären mehr. Die letzte Sichtung einer Bärin stammt aus dem Jahr 1970 in Tarvis. Der Grund liegt laut Experten in der Verhaltensbiologie: Weibliche Bären bleiben stark an ihr Geburtsgebiet gebunden und wandern nicht weit. Männchen hingegen legen weite Strecken zurück und überschreiten regelmäßig die Grenze von Slowenien nach Italien.

Die nächste Bärin – 100 Kilometer entfernt

„In der Provinz Udine handelt es sich bei allen nachgewiesenen Exemplaren um Männchen, die für einige Monate im Jahr kommen und dann meist wieder über die Grenze zurückkehren. Die nächstgelegene Region in Slowenien mit weiblichen Bären ist Tarnovo, in der Nähe von Görz“, erklärte Filacorda. Damit bleibt die Chance auf eine dauerhafte Ansiedlung in Friaul gering – zumindest solange keine Bärinnen nachkommen.