Papst prangert Wucher an: „Finanzsysteme können ganze Völker versklaven“

Der Papst hat Wucher als “schwere Sünde” bezeichnet. “Wie weit ist das Verhalten derer, die Menschen unterdrücken, bis sie zu Sklaven werden, von Gott entfernt! Es handelt sich um eine schwere Sünde, denn es ist nicht einfach eine Frage der Buchhaltung: Wucher kann Familien in Krisen stürzen, den Geist und das Herz so sehr zermürben, dass Menschen den Selbstmord als einzigen Ausweg sehen”, so der Papst bei einer Audienz mit der Antiwucher-Kommission am Samstag.

“Es gibt eine Form von Wucher, die auf den ersten Blick wie Hilfe für wirtschaftlich in Not Geratene aussieht, sich aber schnell als das entpuppt, was sie wirklich ist: ein Mühlstein, der erdrückt”, warnte der Heilige Vater.

Der Papst betonte, dass vor allem verletzliche Menschen, wie etwa Spielsüchtige, unter dem Wucher leiden. Aber auch Personen, die mit außergewöhnlichen medizinischen Ausgaben oder unerwarteten Kosten konfrontiert sind, die über ihre eigenen oder die Mittel der Familie hinausgehen, sind betroffen. “Was zunächst wie Hilfe erscheint, wird auf lange Sicht zur Qual”, so Leo XIV. weiter.

Der Papst erinnerte daran, dass Wuchersysteme nicht nur Einzelne, sondern auch ganze Völker treffen können. “Das geschieht leider auch auf Staatsebene. Wucherhafte Finanzsysteme können ganze Völker in die Knie zwingen”, so Leo XIV.

Der Pontifex rief die Gläubigen dazu auf, nicht den Gewinn über den Mitmenschen zu stellen. “Nur die Unentgeltlichkeit hat die Kraft, uns den Sinn unserer Menschlichkeit zu offenbaren. Wenn die Gewinnsuche überwiegt, sind die anderen keine Menschen mehr, sie haben kein Gesicht mehr – sie sind nur noch Objekte zur Ausbeutung. So verliert man letztlich auch sich selbst und seine Seele”, schloss der Papst.