Paukenschlag im Mordprozess Leonie: Ältester Angeklagter bekennt sich teilschuldig
Entgegen der Ankündigung seines Anwalts hat sich einer der angeklagten Afghanen beim Leonie-Prozess in Wien teilweise schuldig bekannt. Allerdings widersprechen seine Ausführungen teils den Aussagen der zwei weiteren Angeklagten und eines Zeugen.
Entgegen der Ankündigung seines Anwalts bekannte sich der älteste Angeklagte (23) kurz nach Start des Leonie-Prozesses teilschuldig. Er habe nicht gewusst, dass das Mädchen erst 13 Jahre alt ist, erklärte er. Als er seine Freunde am Donaukanal traf, sei das Mädchen (13) bereits dabei gewesen. “Sie ist ein Mädchen, das für Geld alles machen möchte”, habe man ihm angeblich gesagt. Die anschließenden sexuellen Handlungen in der Wohnung seien freiwillig und mit dem Einverständnis des Mädchens erfolgt.
“Sie fühlen sich nur schuldig, dass sie mit einer Minderjährigen Sex hatten?”, fragte der beisitzende Richter Wolfgang Etl. Das bejahte der Erstangeklagte, meint aber: “Leonie sagte, sie ist 18 Jahre alt und Österreicherin.” Er hat zeitweise mit dem Zweitangeklagten in der Tatortwohnung gelebt.
Wollte verletztes Mädchen angeblich ins Taxi setzen
Als es dem Mädchen immer schlechter ging, habe er Leonie Zitronensaft eingeflößt und ein Cola besorgt, berichtete der beschuldigte Afghane. Leonie selbst habe habe gesagt, dass sie Alkohol getrunken und eine Ecstasy-Tablette genommen habe. Auf die Frage, ob sie die Rettung brauche, habe sie dankend abgelehnt, sagte der mehrfach vorbestrafte Mann. Als er in die Wohnung zurückkam, hätten die beiden anderen Afghanen das Mädchen, über das sie gebeugt waren, gefilmt. Er habe dann auch gefilmt, um einen Beweis gegen die beiden anderen zu haben, sagte der Verdächtige.
Er habe aber gleich danach ihren Puls kontrolliert und geschaut, ob sie atmet. “Ich habe Erste Hilfe geleistet”, erklärte er. Weil sich das Mädchen übergeben habe, hätte er es hinausgetragen und zum Baum gesetzt, damit sie frische Luft atmet. “Ich wollte ein Taxi holen, um sie ins Spital zu bringen”, behauptete der Mann. Das löst bei Richtern und Geschworenen großes Unverständnis aus: “Warum wollen Sie eine schwer verletzte, ums Leben kämpfende Person in ein Taxi setzen?”, fragt Etl entsetzt.
"Es ist einfach so passiert!"
Die Aussagen der zwei weiteren angeklagten Afghanen decken sich nicht mit der Geschichte des 23-Jährigen. Auch ein Zeuge, den er anrief, als Leonie nicht mehr atmete, schildert eine ganz andere Version. Bei einer Verurteilung droht dem Erstangeklagten bis zu lebenslange Haft.
“Es ist einfach so passiert!”, sagte er. “Ich würde mein Blut dafür geben, dass das Mädchen wieder lebendig wird. Ich möchte mich aus ganzem Herzen bei der Familie entschuldigen, dass das passiert ist.“ Für den Tod des Mädchens fühlt er sich aber nicht verantwortlich, auch vergewaltigt will er sie nicht haben.
Weiteres Geständnis am Mittwoch erwartet
Der erste Verhandlungstag ging nach der Einvernahme des Erstbeschuldigten gegen 15.30 Uhr zu Ende. Am Mittwoch wird die Verhandlung fortgesetzt. In den kommenden beiden Tagen sollen die anderen zwei Angeklagten verhört werden. Einer davon will angeblich am Mittwoch ein vollständiges Geständnis abgeben, kündigte sein Anwalt an.
Für den Schwurprozess sind insgesamt sieben Verhandlungstage angesetzt. Gegen Ende der Woche werden die Gutachter ihre Expertisen referieren. Die Urteile sollen am 6. Oktober fallen.
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