Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA hat die Notfallzulassungen für die Covid-Impfstoffe aufgehoben. Ab sofort dürfen die Impfstoffe nur noch an Menschen ab 65 Jahren sowie an Personen mit Vorerkrankungen verabreicht werden. Gesunde Erwachsene unter 65 Jahren und Kinder ohne gesundheitliche Vorbelastungen haben faktisch keinen Zugang mehr zu den Impfstoffen. Für Eltern, die ihre Kinder dennoch impfen lassen möchten, sind Kosten von bis zu 200 Dollar pro Dosis zu erwarten.

Begründung für den Schritt

Die FDA begründet ihren Schritt mit der gesunkenen Gefährdungslage. Die Zahl der Krankenhausaufenthalte und Sterbefälle durch Covid-19 sei deutlich niedriger. Zudem habe sich die Immunität durch natürliche Infektionen als robust erwiesen. Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. bezeichnete den Schritt als politisches Signal und bekräftigte, dass der Pandemie-Notstand offiziell beendet sei.

Unterschiede zu Europa

Im Gegensatz zu den USA verfolgt Europa einen anderen Kurs. In der EU sind die Impfstoffe weiterhin für die gesamte Bevölkerung zugänglich, wenn auch viele Länder, darunter Deutschland, primär vulnerablen Gruppen Auffrischungen empfehlen. Besonders bemerkenswert ist, dass Eltern in Europa auch für Kinder unter fünf Jahren eine Impfung erhalten können – freiwillig und nach Rücksprache mit einem Kinderarzt. In den USA ist der Zugang für gesunde Kinder unter fünf Jahren praktisch nicht mehr möglich.

Geteilte Meinungen in der Fachwelt

Der Schritt der FDA stößt auf heftige Kritik. Die American Academy of Pediatrics (AAP) bezeichnet die Entscheidung als „tief besorgniserregend“. Vor allem jetzt, da der Winter naht und Atemwegsinfekte häufiger werden, könnte eine Einschränkung des Zugangs zu Impfungen gefährlich werden. Auch Wissenschaftler warnen, dass die Reduzierung der Impfbereitschaft die Bemühungen im Kampf gegen das Virus schwächen könnte. Der frühere Chefwissenschaftler der FDA, Jesse Goodman, äußerte Bedenken, dass diese Maßnahmen das Vertrauen in die Impfstoffe weiter untergraben könnten.

Robert F. Kennedy Jr. löst Wahlkampf-Versprechen ein

Die Entscheidung in den USA reflektiert nicht nur wissenschaftliche, sondern auch politische Überlegungen. Robert F. Kennedy Jr. hatte im Wahlkampf versprochen, den Pandemie-Notstand zu beenden und die Maßnahmen zu lockern. In Europa hingegen setzt man auf einen pragmatischeren Ansatz: Die Impfstoffe gelten als sicher und wirksam, und es wird verstärkt auf Aufklärung und individuelle Entscheidung gesetzt. Der deutsche Virologe Christian Drosten meint, dass das Vertrauen in die Gesundheitsbehörden in Europa nie so stark erschüttert wurde wie in den USA.