Laut Berichten wurden in Kolumbien fünf Personen verhaftet. In Spanien klickten die Handschellen für einen uruguayischen Mann und eine kolumbianische Frau. Das BK bestätigte den Einsatz – ohne nähere Angaben, weil die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen sind. Klar ist: Die Schläge erfolgten koordiniert und zielen auf ein Netzwerk, das Frauen aus Kolumbien nach Österreich gelockt und hier ausgebeutet haben soll.

Drei Festnahmen in Österreich – U-Haft in Salzburg

Wie bereits Ende Juli bekannt wurde, sitzen in Österreich zwei Österreicherinnen und eine Rumänin in U-Haft. Zuständig ist Stadt Salzburg. Der Fall ist eng mit den aktuellen Maßnahmen verknüpft und zeichnet das Bild einer Organisation, die über Jahre hinweg agiert haben soll – zunächst von Salzburg aus, später, nach Beginn der Ermittlungen, von der Türkei aus.

Großprozess ab 13. Oktober in Salzburg

Am Landesgericht Salzburg beginnt am 13. Oktober einer der größten Prozesse, die je in Österreich zu Menschenhandel und Zuhälterei geführt wurden. Angeklagt sind sieben Personen – drei Frauen und vier Männer, zwischen 29 und 39 Jahre alt. Geplant sind 21 Verhandlungstage und 31 Zeugenaussagen. Die Vorwürfe sind massiv: Zwischen Mai 2021 und Sommer 2024 sollen die Angeklagten mindestens 43 Frauen nach Österreich gelockt haben.

So funktionierte das Netzwerk

Die mutmaßliche Drahtzieherin, eine 31-jährige Rumänin, soll die Frauen in Kolumbien über Werbevideos in sozialen Medien angeworben und ihre Flüge nach Österreich organisiert haben. Ihre 32-jährige Mitangeklagte aus Salzburg soll die Frauen dann hier untergebracht und an Freier vermittelt haben.

Den Frauen wurde laut Anklage ein gutes Einkommen durch legale Sexarbeit versprochen. In Wahrheit wurden sie wegen Visaproblemen jeweils nur für drei Monate eingesetzt – illegal, ausgebeutet und unter Druck gesetzt. Einen Großteil des verdienten Geldes mussten sie abliefern.

Gewalt, Drohungen, Mord

Besonders erschütternd sind die Details, die Europol veröffentlicht hat. „In vielen Fällen griffen die Täter zu schwerer körperlicher Gewalt gegenüber den Frauen und bedrohten zudem deren Familienangehörige in der Heimat“, heißt es in einer Mitteilung. Wer sich den strengen Vorgaben widersetzte, wurde demnach misshandelt.

Doch die Brutalität ging noch weiter: „Die Gewaltakte filmten die Kriminellen und nutzten die Videos, um andere Opfer einzuschüchtern“, schildert Europol. Die Frauen wurden so in ständiger Angst gehalten.

Die Ermittler sprechen von einem perfiden System, bei dem die Opfer wie Waren an Freier angeboten wurden. In einem besonders grausamen Fall gipfelte der Druck schließlich in Mord: Ein ehemaliges Mitglied der Organisation, das das Netzwerk verlassen hatte, wurde in Kolumbien getötet.