Ein Ex-Mitarbeiter des SOS-Kinderdorfes Seekirchen steht unter Missbrauchsverdacht. Die Staatsanwaltschaft Salzburg ermittelt, für den Mann gilt die Unschuldsvermutung. SOS-Kinderdorf verweist auf Opferschutz, zugleich erschüttern weitere Vorwürfe Einrichtungen in Kärnten und Tirol.

Ermittlungen wegen schwerem Missbrauch

Die Staatsanwaltschaft Salzburg ermittelt gegen einen Ex-Mitarbeiter des Kinderdorfs in Seekirchen. Er soll um 2020 zwei damals unter 14-jährige Mädchen mehrfach sexuell missbraucht haben, indem er sie in ihren Intimbereichen unsittlich berührte. Es geht um den Verdacht des sexuellen Missbrauchs von Unmündigen und des Missbrauchs eines Autoritätsverhältnisses. „Die Ermittlungen stehen noch am Anfang“, betonte Sprecherin Ricarda Eder – zahlreiche Einvernahmen stünden noch aus.

Vorstrafen und neue Vorwürfe

Brisant: Der Beschuldigte ist bereits einschlägig vorbestraft. 2021 wurde er am Landesgericht Salzburg wegen Missbrauchs einer Minderjährigen zu acht Monaten bedingter Haft und einer Geldstrafe verurteilt. Nach der damaligen Verurteilung wurde er von SOS-Kinderdorf entlassen. Die jetzt bekannt gewordenen Vorwürfe waren damals noch nicht aktenkundig – sie wiegen jedoch schwerer, da es laut Ermittlern um wiederholte Übergriffe geht, die beinahe an eine Vergewaltigung heranreichen.

SOS-Kinderdorf unter Druck

Das SOS-Kinderdorf verwies auf Opferschutz und bat um sensiblen Umgang mit den Details. Doch die Organisation steht ohnehin unter Druck: Erst vor wenigen Wochen waren Missbrauchs- und Misshandlungsvorwürfe in Einrichtungen in Kärnten und Tirol publik geworden. Eine von SOS-Kinderdorf beauftragte, aber nie veröffentlichte Studie bestätigte jahrelange Gewalt- und Missbrauchsfälle. Eine Untersuchungskommission unter Leitung von Irmgard Griss soll nun die Strukturen der Organisation prüfen.