Hinzu kommt, dass die Versorgung der Opfer sexuellen Missbrauchs oft unzulänglich ist: „Überlebende sexueller Gewalt, die in die Nachbarländer geflohen sind, bleiben oft in prekären Situationen, aufgrund der zusätzlichen Risiken geschlechtsspezifischer Gewalt, denen sie während ihrer Vertreibung ausgesetzt sind, und Verzögerungen beim Zugang zu Dienstleistungen, die begrenzt sein können“, heißt es in dem 72-seitigen Papier.

Neben Vergewaltigungen und sexuellen Übergriffen durch Schmuggler und kriminelle Netzwerke werden Frauen auf der Fluchtroute gezwungen, sogenannte „sexuelle Gefälligkeiten“ zu leisten – oft auch gegenüber anderen Migranten – , um Schutz oder Unterkunft zu erhalten. „Die sexuellen Übergriffe sind ein unausweichlicher Bestandteil der Flucht für viele Frauen“, erklärt der Bericht.

Ein erschütterndes Beispiel gibt die Aussage von Maria*, die im UNHCR-Bericht ihre Erfahrung schildert: „Ich versuchte, mich als Mann zu verkleiden, um sicherer zu reisen, doch ein Fahrer erkannte meine wahre Identität. Am Ende des Weges hat er mich missbraucht, um mein Geheimnis zu wahren.“

Minderjährige Frau bei Überfahrt mit Nordafrikanern vergewaltigt

Erst jüngst wurde in Spanien ein Fall publik, bei dem eine noch Minderjährige auf einem Flüchtlingsboot mit 17 Migranten aus dem Maghreb vergewaltigt wurde, das in Formentera in Spanien ankam. Dringend tatverdächtig gilt der Skipper des Bootes, jedoch berichtet das Opfer, dass die übrigen Passagiere nicht geholfen oder interveniert haben, wie „La Gaceta“ berichtet.

Die Gewalt konzentriert sich besonders auf Durchgangsorte wie Libyen, den Sahara-Wüstenkorridor oder Städte wie Khartum im Sudan. Diese Orte sind, so UNHCR, geprägt von politischer Instabilität, bewaffneten Konflikten und weit verbreiteter Kriminalität.

Trotz einiger Erfolge bei der Zerschlagung von Schmugglernetzwerken durch multilaterale Bemühungen afrikanischer Staaten bleiben die Abfahrten in Richtung Europa auf hohem Niveau. Der Bericht zeigt, dass im ersten Halbjahr 2023 allein in Libyen 39 Prozent mehr Migranten ihre gefährliche Reise begannen als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Dieser Beitrag ist ursprünglich auf unserem Partner-Portal NIUS erschienen.