Erstmals wagten Ärzte in China den Schritt: Eine genetisch veränderte Schweinelunge wurde in einen Menschen transplantiert und funktionierte ganze neun Tage lang – so berichtet die Bild. Das ist ein Durchbruch im Kampf gegen den weltweiten Organmangel und hat auch für Europa eine enormer Bedeutung.

In Österreich wurden im Jahr 2024 insgesamt 106 Lungentransplantationen durchgeführt. Ende des selben Jahres standen 43 Patienten auf der Warteliste. Nur eine Person starb bevor eine Lunge transplantiert werden konnte.

Historische Premiere in China

Schon länger gelten Schweine als potenzielle Organspender, da ihre Organe in Größe und Funktion stark jenen des Menschen ähneln. Bereits Herzen, Nieren und sogar eine Leber wurden erfolgreich von Schweinen auf Menschen transplantiert. Doch eine Lunge war bislang noch nie eingesetzt worden – zu hoch erschienen die Risiken.

Am 15. Mai 2024 wagten Forscher der Medizinischen Universität Guangzhou den Schritt: Sie verpflanzten einem hirntoten 39-jährigen Patienten erstmals eine genetisch veränderte Schweinelunge. Ziel der Veränderung war es, Abstoßungsreaktionen zu verhindern und die Funktionsfähigkeit des Organs zu verlängern. Das spektakuläre Ergebnis: Die Lunge arbeitete sofort und blieb neun Tage lang aktiv.

Komplikationen und Perspektiven

Der Eingriff hatte jedoch auch seine Komplikationen. Nach 24 Stunden kam es zu einem Lungenödem und am dritten und sechsten Tag zeigten sich Abstoßungsreaktionen. Doch am neunten Tag ging die Abwehrreaktion überraschend zurück. Auf Wunsch der Familie wurde der Versuch dennoch beendet.

„Gerade für Menschen mit schwersten Lungenerkrankungen, die oft jahrelang auf ein Spenderorgan warten oder nie eines erhalten, weckt dieser Versuch neue Hoffnungen“, sagt Dr. Konrad Fischer von der TU München. Die in Nature Medicine veröffentlichte Studie zeige, dass Schweinelungen künftig eine echte Option sein könnten. Gerade die Lunge gilt als besonders komplex: Durch den ständigen Kontakt mit der Atemluft ist sie anfällig für Infektionen und Entzündungen.

Nicht alle Forscher sind überzeugt. Dr. Joachim Denner von der FU Berlin warnt: „Die Verwendung von Hirntoten für die Xenotransplantation ist problematisch. Der Hirntod verändert viele Prozesse im Körper, oft bleibt unklar, warum genau ein transplantiertes Organ scheitert.“ Ergebnisse solcher Studien müssten daher mit Vorsicht betrachtet werden.