Das Landeskriminalamt Niederösterreich warnt eindringlich vor der Gefahr und appelliert an mögliche Opfer, nicht zu schweigen, sondern Hilfe zu suchen.

Erst Chat, dann Erpressung: So beginnt die digitale Falle

Die Masche ist nicht neu – aber sie wird immer häufiger zur bitteren Realität: Fremde nehmen in sozialen Netzwerken oder Dating-Plattformen Kontakt auf, meist mit harmlosen Nachrichten. Doch bereits kurz darauf folgt der nächste Schritt: „Meistens gebe es dabei eine Anbahnung in einem sozialen Medium, wobei schon kurz nach den ersten Nachrichten darum gebeten werde, auf andere Kanäle auszuweichen“, erklärt Stefan Pfandler, Leiter des Landeskriminalamts Niederösterreich, dem ORF.

Sextortion: Digitale Nötigung

Die sogenannte „Sextortion“ – eine Wortkombination aus „sex“ und „extortion“, dem englischen Begriff für Erpressung – bezeichnet genau diese Form der digitalen Nötigung. Dabei werden Personen durch den Austausch oder das Anfertigen sexueller Inhalte in eine Falle gelockt. Pfandler beschreibt den typischen Ablauf: „Es kommt dann zum Austausch von Nacktbildern oder sexuellen Handlungen, die gefilmt werden. Kaum ist das auf der Gegenseite irgendwo gesichert, kommt schon die Forderung nach Geld, weil sonst mit der Veröffentlichung und Verbreitung in sozialen Medien oder unter den Kontakten des Erpressten gedroht wird.“

Männer besonders betroffen – doch auch Jugendliche in Gefahr

In rund 90 Prozent der Fälle seien laut Ermittlungen Männer die Zielscheibe solcher Angriffe. Doch auch junge Erwachsene und Minderjährige geraten in Gefahr. Pfandler warnt davor, die Tragweite leichtfertig zu unterschätzen: „Auch Jugendliche oder junge Erwachsene würden unter Umständen solche Fotos verschicken, ohne sich dabei bewusst zu sein, dass sie damit eventuell eine Erpressung auslösen könnten.“

Anzeige erstatten statt schweigen

Pfandler ruft zur Anzeige auf: „Nur so können dann auch polizeiliche Nachforschungen in die Wege geleitet werden, die mitunter auch erfolgreich sind.“ Selbst wenn die Drahtzieher im Ausland sitzen, sei die Polizei nicht machtlos. Die internationale Zusammenarbeit funktioniere mittlerweile gut – „auch in Kooperation mit ‚Google oder anderen Diensten“, wie Pfandler betont.