Sölden wehrt sich: Ort stoppt Sauf-Tourismus mit neuem Alkoholverbot
Seit Jahren klagen viele Tiroler Gemeinden über ein Phänomen, das mit Wintersport wenig zu tun hat: dem wachsenden Sauf-Tourismus. Lärmende Gruppen in den Nächten, zerbrochene Flaschen auf Gehwegen, randalierende Partygäste und permanent gestörte Nachtruhe. Die Stimmung unter den Anwohnern ist entsprechend angespannt – Sölden zieht nun konsequent die Reißleine.
Ein stillerer Winter: Sölden erlässt Alkoholverbot im Ortskern
Sölden setzt ab dieser Wintersaison ein deutliches Zeichen: Schluss mit dem öffentlichen Alkoholkonsum auf Straßen, Plätzen und zentralen Bereichen des Ortes. Was für manche Besucher überraschend kommt, ist für viele Einheimische längst überfällig.
Die Entscheidung fiel im Herbst. Ab dem 1. Dezember dürfen in Sölden weder offene Alkoholflaschen noch Becher in definierten Bereichen mitgeführt werden. Damit soll vor allem das nächtliche Chaos eingedämmt werden, das in den vergangenen Jahren immer häufiger eskalierte.
Bürgermeister Ernst Schöpf begründet den Schritt nüchtern: Man wolle nicht länger tatenlos zusehen, wie die Lebensqualität der Bewohner unter lautstarken Auswüchsen des Party-Tourismus leidet. Ziel sei ein Wintersportort, in dem sich Gäste und Einheimische gleichermaßen sicher und wohl fühlen.
Andere Gemeinden waren früher dran – und kennen die Probleme gut
St. Anton am Arlberg hat ein vergleichbares Verbot bereits seit 2007. Bürgermeister Helmut Mall spricht offen darüber, dass das Instrument zwar helfe, aber keine Wunder bewirkt. Manche Touristen lassen sich auch durch Regeln nicht vom Feiern abhalten – dennoch gebe es zumindest ein Werkzeug, um bei Störungen einschreiten zu können.
Ischgl geht sogar noch weiter: Neben dem Alkoholverbot gilt dort seit 2016 ein Verbot für Skischuhe im Ortskern. Hintergrund ist das Sicherheitsrisiko durch stark alkoholisierte Personen, die mit Skischuhen stürzen oder andere gefährden.
Wenn Bars ihre Gäste vor die Tür schicken, und die Nachbarn wach bleiben
Eine besondere Herausforderung bleibt: Während das Trinken draußen verboten wird, bleibt der Konsum in Bars und Restaurants zulässig. Viele Gäste gehen zum Rauchen vor die Tür – und genau dort beginnt oft der Lärm.
Deshalb setzt Sölden auf Kooperation. Bürgermeister Schöpf bestätigt, dass er intensiv mit Gastronomen gesprochen hat. Diese sollen alternative Raucherbereiche schaffen, um die Straße und den Ortskern zu entlasten.
Ab 1. Dezember wird kontrolliert: Strafen bis 2.000 Euro
Damit das neue Regelwerk nicht nur auf dem Papier existiert, werden spezielle Ordnungsdienste eingesetzt. Wer das Verbot missachtet, muss mit empfindlichen Bußgeldern rechnen. Bis zu 2.000 Euro sind möglich – ein Signal, das ernst gemeint ist.
Die Gemeinde hofft, dass klare Regeln und spürbare Konsequenzen ein neues Gleichgewicht schaffen: Wintergäste sollen weiterhin feiern können, aber nicht auf Kosten jener, die im Ort leben.
Kommentare