In einem deutschen Kindergarten entzündete sich ein Streit rund um das vierjährige Kind eines Vaters, der als AfD-Abgeordneter im Bundestag sitzt. Nach hitziger Debatte und einem Elternabend betonte der Vater, er sei hier als Vater, nicht als Politiker – seine Sorge: dass sein Kind ausgegrenzt wird. Die Eltern diskutieren weiter über das Vorgehen, die Leitung setzt auf Gespräch und pädagogischen Fokus.

Gesinnungsstreit in der Kita

Der Streit um die politische Haltung des Vaters reicht mindestens bis September zurück. Damals schlug ein Vater in einer WhatsApp-Elterngruppe vor, eine Petition an den Betreiber des Kindergartens zu richten: Der AfD-Abgeordnete stelle sich „explizit gegen Ziele“ der Einrichtung – man solle Konsequenzen verlangen.

Zwischen September und Oktober kursierten mehrere Fassungen der Petition. In einer entschärften Version betont der Kindergarten sich als Ort „für Kinder aller Nationalitäten“, mit Fokus auf Diversität. Zugleich heißt es, ein Elternteil agitiere „öffentlich gegen diese Ziele“; dem Vater würden extremistische, rassistische, fremdenfeindliche und homophobe Positionen zugeschrieben. Der Betreiber werde gebeten, gemeinsam mit besorgten Eltern und dem Betroffenen „an einer Veränderung der Situation“ zu arbeiten.

Das auf den 12. Oktober datierte Begehren wurde per E-Mail mit der Überschrift „BITTE AN DEN TRÄGER“ übermittelt. Selbst in dieser entschärften Version liest sie sich als Aufforderung, angesichts der Gesinnung des Vaters tätig zu werden.

Der Betreiber des Kindergartens – eine neutrale Bildungseinrichtung – reagierte bereits auf die Kampagne. In einer Stellungnahme heißt es, die Kita sei ein neutraler Raum, in dem immer die Kinder im Mittelpunkt stehen. Man vermittle Vielfalt und Chancengleichheit, ohne politischen oder religiösen Stempel; Versuche, den Alltag zu politisieren, würden konsequent zurückgewiesen. Die Leitung bot Supervision für das Team an und meldete den Fall auch der Aufsichtsbehörde.

„Ich bin als Vater in der Kita hier und nicht als Politiker“

Beim Termin vergangene Woche trafen sich 15 Eltern, drei Mitarbeiter und der AfD-Vater zu einem Elternabend. Die Stimmung war zuvor angespannt. Der Politiker betonte laut Protokoll: „Ich bin als Vater in der Kita hier und nicht als Politiker“, er sichere eine „klare Trennung“ zu und bot Gespräche außerhalb der Einrichtung an. „Niemand muss vor mir Angst haben“, sagte er – seine größte Sorge sei, dass sein Kind wegen der Spannungen ausgegrenzt werde.

Der Initiator der Petition gab in der Sitzung zu, seine Nachricht zum Kindergarten-Austritt sei „aus dem Affekt“ falsch formuliert gewesen. „Es war nie die Absicht, ein Kind auszugrenzen.“ Vorrang habe die Fürsorge für alle Kinder. Die Initiatoren – besonders der Verfasser des ersten Begehrens – ruderten zurück: Statt eines Ausschlusses einigte man sich auf keine Maßnahmen gegen das Kind, sondern auf eine Diskussion mit interessierten Eltern und dem betroffenen Vater.

Kommen nun Weiterbildungen zum Thema Extremismus und Wertekodex?

Vor dem Elternabend standen Vorschläge im Raum: Extremismus-Weiterbildungen, ein Wertekodex in der Hausordnung und passende Lerninhalte – obwohl die Kinder erst drei bis vier Jahre alt sind. Eine Mutter äußerte Sorge vor Einflussnahme: Eltern könnten Haltungen „in die Kita tragen“.

Auch Eltern äußerten Bedenken gegen ein zu hartes Vorgehen: „Wenn wir bei der Gesinnung anfangen – wo hört das auf?“ Eine „Prüfung“ politischer Standpunkte vor der Aufnahme lehnten sie ab. Leitung und Trägerin betonten am Abend den neutralen Kurs: „Wir führen keine Gesinnungsprüfung durch.“

Das pädagogische Team – divers und kompetent – zeigte sich irritiert über die Spaltung in der Elternschaft und will sich auf Pädagogik konzentrieren. Wer das Vertrauen verliert, könne fristlos kündigen. Laut Leitung habe bisher kein Kind und kein Mitarbeiter Extremismus erlebt.

Dieser Beitrag ist ursprünglich auf unserem Partner-Portal NiUS erschienen.