Taylor-Swift-Attentäter? 18-Jähriger IS-Sympathisant vor Gericht
Luca K. musste sich am Freitagvormittag vor dem Landesgericht Wiener Neustadt verantworten – er hatte IS-Propaganda verbreitet. Ursprünglich wurde ihm auch eine Nähe zu einem geplanten Anschlag beim Taylor-Swift-Konzert in Wien nachgesagt. Der junge Mann hat sich angeblich „entradikalisiert”.
Im Landesgericht Wiener Neustadt hat sich am Freitag ein 18-Jähriger verantworten müssen, der als Vertrauter von Beran A. gilt – jenem 20-Jährigen, der mutmaßlich einen Anschlag auf das am 9. August 2024 vorgesehene Taylor Swift-Konzert im Wiener Ernst-Happel-Stadion geplant haben dürfte. Luca K. wurde zwei Tage vor dem Konzert festgenommen, seitdem sitzt er in U-Haft. Angeklagt sind die Vorwürfe der terroristischen Vereinigung und der kriminellen Organisation.
Dazu wird sich der 18-Jährige auch schuldig bekennen, wie Verteidiger Michael Dohr im Vorfeld der Verhandlung erklärte. Luca K. habe Propagandamaterial der Terror-Organisation „Islamischer Staat” (IS) geteilt und dem Wien-Attentäter gehuldigt, der am 2. November 2020 im Namen des IS in der Bundeshauptstadt vier Menschen erschossen hatte. Inzwischen sehe er ein, „dass es ein Wahnsinn war, den Attentäter zu loben”. Vom IS habe sich Luca K. inzwischen losgesagt. „Er hat sich durch das Hafterlebnis entradikalisiert”, sagte Dohr. Auch seine wenige Monate alte Tochter, von der Dohr im Verhandlungssaal ein Foto herzeigte, habe ihn weiter zum Umdenken bewegt.
„Trauriges Beispiel für Radikalisierung"
Einzig zum angeklagten Treueschwur auf den Kalifen des IS, den er gemeinsam mit einem anderen jungen mutmaßlichem Islamisten gemacht haben soll, bekannte er sich nicht schuldig. „Den kann er gar nicht ableisten, weil er kann ja kein Arabisch”, sagte Dohr in seinem Eingangsstatement. Laut Anklage existiert ein Video indem er dieselbe Pose einnahm der Attentäter, der am 4. November in der Wiener Innenstadt mehrere Menschen tötete bei seinem Bekenntnis-Posting kurz vor dem Anschlag. Den Attentäter fand er nicht gut und die Pose habe er nur unbewusst eingenommen, sagte er heute. „Sowas unterstütze ich nicht und sowas verabscheue ich”.
Luca K. sei „auch ein trauriges Beispiel, für die vermehrt stattfindende Radikalisierung Jugendlicher in Österreich”, betonte der Staatsanwalt in seinem kurzen Eingangsstatement. Dass der Angeklagte ein IS-Mitglied sei, ergebe sich aus den bei ihm festgestellten Gegenständen und Chatauswertungen. „Zu den meisten Sachen ist er geständig, er sagt er ist da reingerutscht”, so der Staatsanwalt.
Er habe sich durch die „sogenannten sozialen – eher asozialen – Medien” radikalisiert, schilderte Dohr. „Keiner kann behaupten, dass er mit 16, 17 eine gefestigte Persönlichkeit hat”, weshalb der IS gezielt Junge zu rekrutieren versucht. In der Tewhid-Moschee habe er sich dann mit anderen „zusammengerottet”. Mit Beran A. verbinde ihn hingegegen „keine besondere Freundschaft”. Das große Medieninteresse – der Schwurgerichtssaal in Wiener Neustadt war gut gefüllt – habe aber nichts mit den Vorwürfen zu tun, denen Luca K. sich heute ausgesetzt sieht, betonte dessen Verteidiger.
Anschlagspläne gegen Swift-Gig kein Thema in Anklageschrift
Kein Thema in der 22-seitigen Anklageschrift ist eine Luca K. zunächst unterstellte Beteiligung an Anschlagsplänen gegen den zweiten von insgesamt drei vorgesehenen Auftritten von Taylor Swift im Happel-Stadion im vergangenen August. „Es gibt überhaupt keinen Hinweis, dass er an Anschlagsplänen beteiligt gewesen wäre”, bekräftigte Dohr. Sein Mandant habe zwar beim Bühnenaufbau im Vorfeld der Swift-Termine mitgearbeitet, „aber nicht aus terroristischen Motiven, sondern weil das einfach sein Job war”. Luca K. sei auch nicht der engste Freund von Beran A. gewesen, gegen den die Staatsanwaltschaft Wien nach wie vor wegen Terror-Verdachts ermittelt: „Der war einer von mehreren in einem Freundeskreis, dem er sich angeschlossen hatte.”
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