Tödliches Drama am Großglockner: Experten sprechen von "Gipfelfieber"
Ein tödlicher Vorfall am Großglockner sorgte im Jänner 2025 für Entsetzen: Am höchsten Berg Österreichs starb eine 33-jährige Bergsteigerin. Ihr 36-jähriger Freund, der sie auf der Wanderung begleitet hatte, steht im Fokus der Justiz. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm fahrlässige Tötung vor. In zwei Monaten soll der Prozess beginnen.
Besonders in der Bergsteiger-Szene sorgen die Details für Kopfschütteln. Im US-Bergsteiger-Magazin Climbing wird das Verhalten des Angeklagten von mehreren Experten als möglicher „Fall von Gipfelfieber“ eingeordnet.
Zwei argentinische Extrembergsteiger und Bergführer, die Zwillingsbrüder Damian und Willie Benegas, konnten laut Bericht Einsicht in eine Fehlerliste nehmen, die die Innsbrucker Staatsanwaltschaft dem Mann vorwirft. Verständnis zeigen sie kaum, aber sie liefern eine Erklärung: Manche Menschen würden, wenn etwas schiefgeht, reflexartig reagieren, wie mit dem Satz „Uns geht es gut, wir schaffen das!“, so Willie Benegas.
Der Begriff „Gipfelfieber“ steht im Bergsport für eine Art Sog, bei dem sich der Blick nur noch auf das Ziel verengt. Bergwelten.com beschreibt es als Zustand, in dem Risiken „ausgeblendet und verdrängt werden“ können.
Wann kam der Notruf?
Konkret geht es um den Moment, als die Frau rund 30 Meter unter dem Gipfel vor Erschöpfung nicht mehr weiterkam. Ihr Freund ließ sie zurück, um Hilfe zu holen. Ein Rettungshelikopter, der bereits nach dem Pärchen suchte, soll von ihm schließlich das Signal erhalten haben, dass es keine akute Gefahr gebe. Exxpress berichtete über den Fall.
Strittig ist auch der Zeitpunkt des Notrufs: Der Mann spricht von 0.35 Uhr, die Polizei von 3.30 Uhr. Er weist alle Vorwürfe zurück – es gilt die Unschuldsvermutung.
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