Top-Infektiologe und enger Berater des Gesundheitsministers will ganz Österreich aus dem Lockdown holen
Günter Weiss, Berater des Gesundheitsministers, spricht sich für einen Wechsel zum “Relaxmodus” im Umgang mit der Pandemie aus und hält Ausgangssperren und Schließungen für genauso wenig sinnvoll wie übertriebenes Testen.
"Der Lockdown bringt nichts mehr"
Günter Weiss, dessen Meinung als Top-Experte im ganzen Land schwer gewichtet wird und der auch als Mitglied der Corona-Taskforce des Gesundheitsministeriums direkt als Berater der Regierung tätig ist, spricht sich nun offen gegen eine Verlängerung des Lockdowns aus. Generell sei es an der Zeit, dem Coronavirus mit mehr Gelassenheit zu begegnen, so der Fachmann. Der honorige Arzt warnt zudem vor unnötigem Pandemie-Alarmismus: Es gelte, von “überschießenden Ängsten” wegzukommen, so Weiss.
Nicht erst seitdem sich die “Osterruhe” zum mittlerweile dritten harten Lockdown entwickelt hat, macht sich in ganz Österreich anstelle der um diese Jahreszeit normalen “Frühjahrsmüdigkeit” immer offensichtlicher die Corona-Müdigkeit bemerkbar. Besonders am Beispiel der Bundeshauptstadt lässt sich ablesen, wie tief die Motivation, sich an Ausgangsbeschränkungen und Abstandsregeln zu halten, mittlerweile gesunken ist: Glich Wien im ersten Shutdown im vorigen Jahr noch einer Geisterstadt, so sind die Straßen und Gassen mittlerweile ein repräsentatives Abbild der kollektiven Lockdown-Lustlosigkeit. Und das berechtigt, wie einer der Top-Infektiologen des Landes, der Direktor der Innsbrucker Universitätsklinik für Innere Medizin, Günter Weiss, bestätigt.
Weg vom "Corona-Wahnsinn" und hin zu "mehr Normalität"
Günter Weiss bezieht damit ganz klar Position für einen Schritt zurück zur “Normalität”: Der Mediziner plädiert für ein Ende des Lockdowns und will schrittweise, kontrollierte Öffnungen – vor allem in Bundesländern, “wo man es sich von der Krankenhauskapazitäten her leisten kann.” “Leisten” könnte man sich solche Öffnungsschritte laut Weiss etwa im Westen Österreichs, aber auch in Wien oder Niederösterreich könnte man “vereinzelte Öffnungen versuchen”, so der Experte, der es als Priorität ansieht, die Menschen aus der “Abwärtsspirale”, die Lockdowns und Pandemie bei der Bevölkerung hervorrufen, herauszuholen.
Nur bei Symptomen testen
Insgesamt ruft Günter Weiss in beinah allen Bereichen der derzeit angeordneten Corona-Maßnahmen zu “Verhältnismäßigkeit” auf und sieht auch wenig Sinn in jener Disziplin, die Österreich zum “Weltmeister” gemacht hat: Beim Testen. Günter Weiss ist für ein Aus der derzeitigen Teststrategie und wünscht sich ein Hin zu einer “symptombasierten Diagnostik“, sprich: weniger, aber dafür gezielter testen.
“Die Testung sollte auf einer Verdachtsdiagnose beruhen”, so Weiss, der dabei aber wohl anmerkt, dass zusätzlich noch “Hochrisikokontakte“ ebenso wie im Vergleich zur Durchschnittsbevölkerung gefährdertere Personen in Altersheimen oder auch Krankenhäusern getestet werden sollen, genauso wie Bereiche, in denen sich die medizinische Versorgung weniger optimal gestaltet (wie etwa in Flüchtlings- oder Arbeiterwohnheime, Anm.), mehr Zugang zu Testmöglichkeiten bekommen sollten.
Weiss: "Lage in Krankenhäusern nicht alarmierend"
Während dieser Tage immer wieder dramatische Berichte aus den Krankenhäusern geteilt werden, beurteilt Weiss die aktuelle Lage in den heimischen Krankenhäusern als “nicht alarmierend”: “Wir sind noch weit entfernt von einer drohenden Überlastung. Es ist wichtig, dass man das Augenmaß behält. Corona-Patienten machen einen nur ganz geringen Prozentsatz unserer Patienten aus.“ Der renommierte Mediziner meint, dass es darum gehe, auch alle anderen Patienten gut zu behandeln, „damit sie die Therapie bekommen, die sie brauchen” und dass wir, selbst wenn die Lage unverändert bleibt, “wahrscheinlich gut durch den Winter“ kommen.
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